Honda CB1100 & Honda CB1100 EX

Mit der CB1100 lässt Honda die 1970er Jahre von ihrer besten Seite wieder auferstehen.Ob das nun Retro ist, darüber kann gestritten werden. Die Hauptzielgruppe des Classic-Bikes jedenfalls wird einwenden, dass ein Chromring um den runden Scheinwerfer schon immer zu einem Motorrad gehört hat und auch immer gehören wird. Basta! Das ist so ähnlich, wie die Erwartung beim morgendlichen Öffnen der Haustüre neben einer Tageszeitung auch frische Milch in Glasflaschen sowie duftige Brötchen vorzufinden – eine Selbstverständlichkeit eben! Nun, auf Milch und Backwaren vor der Wohnung zu früher Stunde müssen die Meisten verzichten, aber ein Motorrad, so wie es sein soll, ist mit der CB1100 endlich wieder erhältlich.

Honda CB 11000 – mit drei Jahren Verspätung auch in Deutschland

Entstanden ist die CB1100 nach dem Vorbild der unumstrittenen Liebeserklärung an das motorisierte Zweirad, der CB750 Four, die ab dem Ende der 1960er Jahre bis 1978 produziert wurde und sich seit 1999 ganz offiziell Motorrad des Jahrhunderts nennen darf. Im Jahre 2007 wurde die CB1100 mit 1140 Kubikzentimeter und einem Reihenvierzylinder-Motor sowie – jawohl! – Luftkühlung erstmals auf der Tokyo Motor Show als Konzept-Modell vorgestellt. Ab 2010 war sie allerdings leider nur in Japan, Australien und Neuseeland erhältlich. Erst 2013 kam das Krad im Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen mit einigen Modifikationen, die der hierzulande etwas höheren Durschnitts-Körpergröße geschuldet waren, auch auf den deutschen Markt.

Honda CB1100 – Neuentwicklung nach klassischem Vorbild

Der Kracher war dabei nicht nur das traditionsverbundene Design. Auch die seit 20 Jahren bei den großen Hondas vermisste Luftkühlung – okay, sie wird durch eine Öl-Innenkühlung unterstützt – hat neben anderen Retro-Elementen nicht alleine dafür gesorgt, dass die ersten für Deutschland bestimmten 600 Maschinen vom Fleck weg ausverkauft waren. Vielmehr die Kombination aus dem Flair der frühen 1970er mit dem Einsatz tadellos integrierter Technologie des 21ten Jahrhunderts führen beim Check der CB1100 zu uneingeschränkter Begeisterung. Da ist alles vorhanden, was Motorrad-Konstrukteure auf der Höhe der Zeit bieten können. Vom geregelten Katalysator bis zur elektronischen Einspritzung zeigt sich das Innenleben der CB1100 aktuell. Auch wenn der erste Augenschein auf die Maschine den inzwischen ergrauten Biker an schmachtvolle Blicke auf die CB 750 Four aus Jugendzeiten erinnert, sind doch rund 80 Prozent der Bauteile des aktuellen Modells Neuentwicklungen. Eindrucksvoll zeigt sich diese Symbiose aus Alt und Neu auch beim Blick auf die beiden Rundinstrumente mit analoger Anzeige für Geschwindigkeit und Drehzahl. Erst beim zweiten Hingucken fällt auf, dass da neben der klassischen Doppelfanfare und Blinkersteuerung zusätzlich noch ein LCD-Panel hinzugekommen ist, das auch ein modernes Informationsbedürfnis nach Daten zum verbleibenden Tankinhalt oder der Uhrzeit stillt.

Honda CB1100 – Kein klappriger Heuler sondern bulliger Experte für niedrige Drehzahlen

Auf einer niedrigen Sitzhöhe von nur 76,5 Zentimeter stehen dem aufrecht sitzenden Fahrer 90 PS oder 66kW zur Verfügung. Das maximale Drehmoment von 93 Nm wird bei 5.000 U/min erreicht. Bis dahin zeichnet sich die Maschine durch eine ruhige aber unmissverständliche Durchzugskraft aus. Die Konstruktion ist nicht auf schrill aufheulende Drehzahlspitzen ausgelegt. So lädt die CB1100 zum frühzeitigen Hochschalten des präzisen, vibrationsfreien Fünf-Gang-Getriebes ein. Schon bei Geschwindigkeiten um 50 km/h und 1.500 U/min macht der fünfte Gang eine gute Figur, ohne dass Motor- Stottern eine holperige Fahrt verursacht. Ist nach harmonisch gleichmäßiger aber satter Beschleunigung das Spitzendrehmoment erreicht, kann bis 8.000 U/min der große Push nach vorne einsetzen. Damit liegt mit der CB1100 kein Racing-Bike vor. Das schließt sich auch schon durch die Endgeschwindigkeit von 180 km/h aus. Vielmehr zeigt die Retro-Honda klassische Autorität, die beachtet und freilich gesehen werden will.

Honda CB1100 – Fahrwerk und Bremsanlage vom Feinsten

Wer beim Betätigen der CB1100er Zündung und Gas-Geben jedoch einen Sound erwartet, wie beim Auflegen einer Deep Purple Scheibe aus ihren besten Zeiten, wird leider enttäuscht. Die Geräuschkulisse der neuen Honda erinnert nämlich- und jetzt müssen Motorrad-Nostalgiker ganz tapfer sein – überhaupt nicht an den knackig ätzenden Sound der CB750. Vielmehr zurückhaltend, fast schon schüchtern gibt die CB1100 ihre Lebenszeichen von sich. Lediglich das Abkühlen der filigran gestalteten, nur zwei Millimeter schlanken Kühlrippen nach dem Abschalten der heißen Maschine weckt Erinnerungen an das Knistern einer Langspielplatte. Mehr als ausgeglichen wird das Fehlen des 1970er-Jahre-Sounds durch ein exzellentes Fahrwerk und eine Bremsanlage mit 296 mm Doppelscheibenbremse vorne sowie 256 mm Einscheibenbremse hinten, die modernen Ansprüchen hervorragende Sicherheitseigenschaften bieten.

Einfaches Handling trotz einer viertel Tonne Gewicht

Getragen wird die vollgetankt immerhin 248 Kilogramm schwere CB1100 von schmalen 18-Zoll-Rädern, vorne 110er und hinten 140er. Auch dies ermöglicht gewiss ein angesichts des hohen Gewichtes leichtes Handling insbesondere in Kurvenlagen. Hier bestimmen lediglich die ansonsten perfekt positionierten Fußrasten den maximalen Winkel. Manchem jedoch wird beim Blick auf die Räder ein Stilbruch auffallen. Puristen könnten daran bemängeln, dass die Streben aus Leichtmetallguss ein wenig den Gesamteindruck stören. Dies ist ein Wermutstropfen, der wohl auch den Ingenieuren von Honda aufgefallen ist.

Mit der Honda CB1100 EX noch näher dran an den 1970ern


Seit 2014 ist auch die CB1100 daher auch in einer EX-Version erhältlich. Hier werden zum Grundpreis inklusive Überführung von 11.255 Euro zusätzliche 1.000 Euro aufgerufen. Dafür bekommt der Käufer aber auch stilechte Speichenräder. Außerdem ist der Scheinwerfer etwas höher positioniert, schlanke Blinker in Tropfenform angebracht und der Tank fasst statt 14,5 nun 17,5 Liter. Das ist angesichts eines Verbrauchs von etwa 5,5 Litern auf 100 Kilometern nicht nur optisch ein weiteres Highlight sondern auch eine sinnvolle Vergrößerung. Darüber hinaus ist die CB1100 EX mit einer 4-in-2-Auspuffanlage ausgestattet, die sich etwas kraftvoller bemerkbar macht und bietet einen zusätzlichen sechsten Gang. Als Lackierungsvarianten stehen traditionsbewusst rot, schwarz und weiß zur Auswahl, die bei der CB1100 EX noch ein wenig mehr dem Auge schmeicheln.