Beiträge von X-Man


    Ich habe in den letzten Jahren doch einige Probefahrten mit wesentlich leistungsstärkeren und elektronisch hochgezüchteten Maschinen absolviert, und von einigen war ich recht beeindruckt. Aber wenn ich so drüber nachdenke, hat mir die W800 bisher am besten gefallen! Sie ist einfach total lässig in der Summe und betört durch ihr Understatement. Ist noch nicht allzu lange her, da hätte ich bei 48 PS lächelnd abgewunken, weil ich bis dahin noch keine Motorrad in dieser Leistungsklasse gefahren bin. Aber ich sehe jetzt ganz klar, das hat auch seinen Reiz, seine Vorteile. Ich habe jedenfalls die Entschleunigung auf der W800 sehr genossen, überraschenderweise. Obwohl ich mit der NC bereits mehrjährige, rein positive Langhuber-Erfahrung habe, hat die Kawa noch einen draufgesetzt. Das wird mich sicher noch eine ganze Weile beschäftigen. :eusa-think: :D


    Gruß
    Jörg

    So, die 12.000 Kilometer hätte ich also im Sack. :D
    Keine Beanstandungen seitens der Inspekteure. Gekostet hat mich das Pflichtprogramm 344,88 Euro + 6,nochwas Euro Sprit für die Leihmaschine (Kawa W800). Der Meister flüsterte mir zu, dass er die Ventilspielkontrolle bei 12.000 für übertrieben fürsorglich hält. Bei 24.000 machen wir sie nochmal, dann setzen wir, sofern nichts ist, bei 36.000 ausnahmsweise mal aus ... :cool:


    Ansonsten war nichts Besonderes in letzter Zeit. Tanken, Kettenpflege, das übliche Putzprogramm und fahren, fahren, fahren. Läuft! :animals-dogrun: :D


    Gruß
    Jörg

    Moin. :D
    Ich habe eine neue Werkstatt im schönen Korbach angetestet und im Rahmen der 12.000er Inspektion für die RS eine W800 als Werkstattfahrzeug bekommen. Somit hatte ich die Gelegenheit, das Fahrzeug auf 130 Kilometer Gesamtstrecke zu bewegen und ein paar Impressionen zu sammeln.


    Die ersten paar Kilometer waren sehr lustig. Ich habe ständig die Hupe erwischt, wenn ich blinken wollte. Wahrscheinlich war ich zu sehr damit beschäftigt mir ins Gedächnis zu rufen, welchen Gang ich gerade drin hatte. Eine Ganganzeige gibt's nämlich nicht, und ich bin inzwischen sehr daran gewöhnt. Irgendwie amüsant ist auch die Sitzposition, sehr aufrecht, Kniegelenke (gefühlt) höher als die Hüfte, die Arme locker auf dem breeiiten Damenfahrradlenker. Der Hintern wird in der dafür vorbereiteten Mulde versenkt, was sich weniger nach Sattel und mehr nach Sessel anfühlt. Dagegen sind die Fußhebel recht niedrig positioniert, Bremsen u. Schalten geraten zu unfreiwilligen Dehnübungen für die Sprunggelenke. Alles in allem jedoch recht bequem - bis auf den Umstand, dass man zum Ablesen der Instrumente den Kopf senken muss. Aber auch das ist mehr oder weniger zu vernachlässigen. Weil ...


    ... Nach einer Weile hat man die ergonomischen Eigenheiten verinnerlicht und akzeptiert, dass man auf einem rollenden Sofa sitzt. Und wie das rollt! Vorne auf 100/90/18, hinten 130/80/18 (Dunlop TT100GP). Die Reifen machen einen tollen Job, zumindest auf trockenem Asphalt. Prima und auch irgendwie lustig ist das Einlenkverhalten, beides zusammen ergibt reichlich Spaß. Die spargeligen Dimensionen erinnern mich nämlich wiederum mehr an das Fahrverhalten eines Fahrrads. Nur halt wesentlich schneller.


    Schnell kann sie auch, die W800. Na ja, sagen wir mal, es reicht für fast alles. Breiter Lenker, schmale Reifen und hohe Fußrasten sorgen für Schräglagen, die ich der Hübschen eigentlich nicht zugetraut hatte. Da war recht schnell genug Vertrauen für höhere Kurvengeschwindigkeiten generiert. Und der Motor an sich ist ja nicht nur äußerlich ein echtes Schmuckstück, nein, der kann was für seine 48 PS verteilt auf 773 ccm!


    An einem Freitagmittag im ländlichen Berufsverkehr hat sie sich wacker geschlagen. Das größte Quantum Drehmoment scheint sehr früh anzuliegen, so um die 2500 U/min., und treibt die W800 souverän den Berg rauf - nicht so wahnsinnig flink, aber auch nicht lasch. Sind halt "nur" 48 PS. Es reicht jedoch allemal für das eine oder andere flotte Überholmanöver, was einen nicht unwichtigen Haken setzt. Hat man freie Bahn durch Feld und Flur, pendelt man sich automatisch bei 80-100 km/h ein, 5. Gang, 3500 U/min., und man ist es zufrieden. Wobei ich immer mal wieder nach einem 6. Gang geangelt habe, der jedoch nicht vorhanden ist. Was aber auch nicht weiter tragisch ist. Ist der 5. einmal drin, isses gut. Denn dann kommt der Flow. Man überholt und lässt sich auch oft und ohne Gegrummel überholen, wobei die Spiegel, die vibrationsfrei funktionieren, ein echter Zugewinn sind.


    Also, der Sound ist ja schon echt geil! Ist der (luftgekühlte) Motor warm, schnurrt und brummt er, das ist eine wahre Wonne. Die Erbsenschussgeräte von Endtöpfen patschen im Schiebebetrieb hin und wieder fröhlich aber unaufdringlich vor sich hin, und die recht starken Vibrationen in den Fußrasten - so habe ich beschlossen - verbucht man unter "nostalgisches Flair". Ebenso, dass der dicke Tank die Oberschenkel gefühlt 90 Grad auseinander spreizt. Gegessen! Denn bei dem Zockeltempo, dem Wohlfühlbereich für Mensch und Maschine, spielt Performance nun wirklich eine untergeordnete Rolle.


    Wobei, das Fahrwerk ist auch nicht sooo übel, wie anfangs befürchtet. Die W800 schluckt klaglos so einiges weg, das Fahrverhalten möchte ich mit "stabil" umschreiben: ordentlicher Geradeauslauf, Spurtreue in Kurvenlage, sehr gutes Handling, vermutlich auch durch den breiten Lenker. Doch, die kann schon was. Möglicherweise spielen da auch die 18-Zöller und die Reifenqualität mit rein. Nur das ganz grobe Zeugs, Löcher im Asphalt etc. sollte man besser umfahren, da haut's einem schon die Kiefer aufeinander (107 mm Federweg hinten). Angetan war ich von den Bremsen. Hatte im Vorfeld vernommen, das sei ein Schwachpunkt der Maschine. Kann ich so nicht bestätigen. Die Verzögerung ist sehr gut, die Handkraft geht in Ordnung, der Druckpunkt ist eindeutig zu ermitteln. Allerdings habe ich das ABS nicht getestet. Was die Hinterradbremse (jetzt als Scheibe) im Speziellen angeht, da habe ich schon wesentlich schlechtere erlebt. In dem Zusammenhang, Schalt- und Bremshebel sind einstellbar, bei mir immer ein Pluspunkt.


    Heute morgen auf der Rückfahrt zum HH habe ich dann Zeit gehabt für letzte Beobachtungen und ein Fazit. Das ging so Hand in Hand, denn Zeit und Geschwindigkeit sind auf der W800 zwei relative Größen, hier quasi unbedeutend. Wenn man drauf sitzt und rollt hat man recht schnell das Gefühl für beides verloren. Der Motor brummt, die Landschaft gleitet vorüber, der Tacho zeigt 90 km/h und man ist rundum zufrieden damit, meinetwegen von Sonnenauf- bis Untergang. Die entscheidende Frage steht somit im Raum: Wäre das ein Motorrad für mich?


    Die W800 hat mich positiv überrascht, keine Frage. Abgesehen von ein paar Kleinigkeiten. So hat sie keinen Hauptständer und auch keine Möglichkeiten, einen regulären Montageständer zu verwenden. Nach dem Seitenständer muss man etwas mühsam angeln. Beim Schalten von Gang 1 in 2 landet man mitunter bei neutral, umgekehrt ebenso. Der Fußschalthebel ist ein unnötig langer Stecken und zu tief platziert. Zumindest eine Tankanzeige wäre nett. Die Verdrahtung der Hupe ist der Witterung ausgesetzt, hier wäre Schrumpfschlauch/Isolierband angeraten. Der Blinkerschalter ist ein wenig klobig geraten und sieht gleichzeitig nicht besonders widerstandsfähig aus. Der Schwerpunkt ist bei vollem Tank überraschend hoch, was beim Rangieren im Sitzen gewöhnungsbedürftig ist für einen 175-cm-Mensch wie mich. Zumal ich meine Füße vor den klobigen Fußrasten positionieren muss, um einen sicheren Stand zu haben.


    Abgesehen davon, sie ist eine echte Augenweide, hat jede Menge Charme und ein paar Ecken und Kanten, die man mit "liebenswert" umschreiben kann. Das ist ganz sicher ein Motorrad nach meinem Geschmack. Als ich aber von der W800 direkt wieder auf meine RS gestiegen bin, war nach wenigen Metern sofort klar, wo meine Prioritäten liegen. Wer weiß, die Kawa als Zweitmaschine, irgendwann mal ...


    Gruß
    Jörg


    In einer Woche steht die 12.000er Inspektion an. Wie man erkennt, sind in den vergangenen 6 Monaten einige Kilometer zusammengekommen (plus etwa 6000 auf der NC). Wenn ich so weitermache, ist in diesem Jahr noch Vorderreifen Nr. 3 fällig. Der momentane wird wohl noch so bis in den Oktober hinein seinen Dienst tun. Ein guter Reifen, der RS3. Aber drei in einem Jahr? Vielleicht stelle ich mich auch nur an und das ist halt so.
    Auf den letzten paar tausend Kilometern habe ich feststellen müssen, dass ich Probleme mit der Sitzposition habe. Das kam irgendwie schleichend. Da ich einiges mehr an AB-Kilometer gefahren bin als geplant, macht sich das auf solchen (längeren) unbequemen Strecken besonders bemerkbar. Der fehlende Windschutz verstärkt diesen Effekt noch. Ich habe in letzter Zeit nach längeren Fahrten Schmerzen in der Hüfte und in der rechten Schulter. Nach Fahrten mit der NC passiert dergleichen nicht.
    Während ich fahre - und ich bewege die CB mit echter Freude - denke ich über solche Dinge nicht nach. Zumal Madame und ich inzwischen ein ganz gutes Team sind, jedenfalls die meiste Zeit. Ich hoffe, das wird noch eine ganze Weile so bleiben.


    Gruß
    Jörg


    Weil Kardan irgendwie zum Thema passt ... :eusa-whistle: :D


    ... habe ich auch Nachteile aufgeschnappt hier und da: bröselige Simmeringe, schwitzende Dichtungen, gebrochene Wellen, Gewicht, hohe Fertigungskosten (und daher höherer Endpreis), manchmal etwa laut ("singen"), wenn Werkstatt, dann teuer. Und wenn während der Fahrt Welle oder Kegelräder den Geist aufgeben, blockiert dann nicht u.U. das Hinterrad? Gruselige Vorstellung. Längere Radstände und/oder Schwingen sind auch nicht jedermanns Geschmack.


    Gruß
    Jörg


    Danke für deine Einschätzung. die Speed Twin steht auf meiner Langzeit-Probefahrtliste, deshalb meine Neugier. Zumal diese Maschine bisher nicht das Echo erfahren hat, das ich mir im Vorfeld vorgestellt hatte. Und jetzt kommt möglicherweise auch noch eine neue Cb 1100 ins Spiel ... kurzer Blick in den Sparstrumpf ... nee, jetzt ist erstmal Ruhe angesagt ... :lol:


    Gruß
    Jörg


    Bin absolut Deiner Meinung. Ich habe keine Ahnung, warum man Durchzugsmessungen in hohen Gängen von 60 auf 100 oder drüber veranstaltet. Was soll damit bewiesen oder nachgewiesen werden? Warum nicht einfach mal den 3./4. Gang einlegen, den Hahn ordentlich aufmachen und dabei den Drehzahlmesser im Auge behalten? Jemandem, der sich berufsmäßig mit solchen Dingen abgibt, sollte hier sofort ein Licht aufgehen (müssen). Stattdessen wird ausschließlich "am falschen Ende" der Elastizität herumprobiert, von wegen "eigentlich braucht man nur den 6." und so'n Mist ... Na. Das ist auch toll und erwähnenswert, aber dieser Motor kann halt auch anders. Man könnte den Eindruck bekommen, das wird bewusst unter den Teppich gekehrt. So soll man mit einer CB 1100 nicht fahren, oder was? damit die Mär des Altherrencruisers und Boulevardflanierers gepflegt werden kann, oder wie?
    Natürlich ist die CB 1100 nichts für Drag Strips oder Track Days, aber das sie auch anders kann, ist eine aus meiner Sicht erwähnenswerte Tatsache.


    Gruß
    Jörg


    Habe mal einen Drag-Strip-Clip gesehen, wo eine Mt09 gegen eine EX angetreten ist (beide MJ14). Die EX war nur 2 Zehntelsekunden "langsamer" (bei einem Zentner Mehrgewicht wohlgemerkt).
    Wenn der Motor schön warm ist, ziehe ich aus den unteren Gängen gern mal auf 100 km/h. Aber nur auf längeren Geraden. Es baut sich natürlich aufgrund des Gewichts erheblich kinetische Energie auf, die auch wieder abgebaut werden muss, und zwar möglichst vor der nächsten Kurve ... geil ist es trotzdem. :mrgreen:


    Gruß
    Jörg


    Auf die EX trifft das wohl vollumfänglich zu, bei der RS bin ich mir da nicht so sicher. Letzterer würde ich auch keine Sportlichkeit attestieren wollen, aber sie fährt sich agiler und dynamischer als ihre hübschere ältere Schwester. Allerdings merkt man ihr das Gewicht in vielen Fahrsituationen an, besonders, wenn man parallel dazu ein (in meinem Fall 35kg) leichteres Motorrad fährt. Also, bei mir löst der Gedanke an eine womöglich abgespeckte handlichere (nicht sportliche!) CB1100 (RS-ähnlich?) eine starke Neugier aus. :eusa-whistle: :D


    Gruß
    Jörg