Wieso O/X/W-Kette schmieren?

  • #1

    Wieso soll die Kette eigentlich geschmiert werden? Für mich als Masch.Ing. macht das irgendwie keinen grossen Sinn. Einerseits sind die Reibflächen innerhalb der Kette mit Dauerfett versehen, andererseits bleibt am sich auf der Kette befindlichen Fettfilm viel Schmutz hängen. Die Rollen der Kette gleiten NICHT über die Kette, bzw. allenfalls wenige Winkelgrade durch die Umlenkung am Ritzel (dies könnte durch doppelte O-Ringe bezüglich der Rollen mit entsprechender Dauerschmierung der Rollen leicht optimiert werden, dann wäre auch für die Rollen keinerlei Schmierung notwendig!). Dazu benötigt die Kette jedoch keine Schmierung, sondern besser eine Reinigung und anschliessend einen minimalsten Hauch von Film, wenn überhaupt (-> siehe vorher wegen Schmutzpartikeln).
    Der durch das Fett auf den Rollen klebende Schmutz (nur an den Rollen würde das Geschmiere ja irgendwie noch Sinn machen) schmirgelt gnadenlos an den Flanken der Ritzel! Schleifpapier ist dagegen ein sanftes Streicheln...


    Ich höre und lese immer wieder, dass Ketten gefettet werden sollen...aber wieso konnte mir noch keiner fundiert erklären.

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #2

    Weil die Kette sonst rostet und das ist ja auch nicht optimal. Ich bin bei Wind und Wetter gefahren und kann zum einen bestätigen, das die Rollen und auch die Glieder verdammt schnell mächtig Rost ansetzen.


    Ein leichter Ölfilm wird eh abgeschleudert oder bei Regenfahrt abgewaschen. Du kannst ja mal den Selbstversuch machen und die Kette nicht schmieren. Wenn Du nie im Regen fährst, dann kommst Du damit ziemlich weit.


    Eine ungeschmierte Kette im Altagsbetrieb, also gefahren bei Wind und Wetter, wird bald festgerostete Glieder und Rollen haben und dann kann man diese entsorgen. Es ist ja auch schwer nachzuprüfen ob alle O-Ringe absolut dicht sind und die guten Kettenfette dringen anhand der Lösemittel eben auch tief in die Kette ein.


    An sich ist die Kraftübertragung per offener Kette nicht gerade die beste Variante, hält ja auch nicht so lange und ist eigentlich immer mit einem versauten Heck verbunden.


    Eine Kette sollte regelmäßig geschmiert und vor allem auch gereinigt werden, dann ist diese auch ziemlich langlebig. Wenn man garnichts macht und einem das quitschen und knarren nicht stört, dann kann man auch beim 12er Kundendienst einfach ne neue drauf machen :mrgreen:

    "Freedom's just another word for nothing left to lose" Janis Joplin

  • #3

    Also die Argumentation von Jakob erschien mir bis eben wirklich recht plausibel, ich war schon kurz davor die Kette zu entfetten, stell ich mir ein technisches Gerät in einem geschützten trockenen Raum vor, dann ist Fett ja wirklich überflüssig, da könnte ich ihm folgen, aber die Umwelteinflüsse , die Robin anführt erscheinen mir ebenso plausibel. Vereinfacht ist es dann ja wohl so, dass die Kette vor allem sauber sein muss, also werde ich regelmäßig reinigen und sparsam fetten, hab ja jetzt diese Babytücher, die recht praktisch sind.

    Gruss Christian
    _______________________________________________
    Honda CB 1100, 2013

  • #4

    Da hat Robin recht, ich erwähnte es ja auch: allenfalls einen Hauch von Film auf der Kette. Aber: rosten tun bei einer O-Ring Kett (und wie der Ring nun im Querschnitt ausschaut ist für die Fettung irelevant) vor allem die Laschen. Die Rollen werden Dauerbewegt und da hat Rost, solange die Kette auch regelmässig verwendet wird -> Bike wird gefahren, eher geringe Chancen. Auf den Laschen wiederum stört der Rost als Flugrost nicht. Er hat keinerlei Beeinträchtigung der Funktion zur Folge, jedenfalls nicht solange es nur Flugrost bleibt. Es ist eine rein optische Beeinträchtigung.
    Zudem wäre es relativ einfach zu Verhindern, der Hersteller der Kette müsste für die Glieder eine entsprechende Versiegelung verwenden oder einen anderen Stahl auswählen. Die billigste und einfachste Lösung ist und bleibt jedoch, die Kette, sofern sie nass wird, rasch zu trocknen und dann mit einem dünnen Film zu versehen -> leicht öhliger Lappen würde da absolut ausreichen.


    Betreffend Kraftübtragung mir offener Kette:
    Bezüglich Gewicht <-> Zugfestigkeit <-> Preis ist eine Kette nahezu unschlagbar. Auch wenn sie offen läuft und daher die Lebensdauer begrenzt ist (Lebensdauer in km gemessen, effektiv zählt aber nicht nur die km, sondern eher die km pro Zeiteinheit). Meine Ketten werden nicht speziell gefettet, sondern regelmässig mit einer Bürste grob gereinigt (Steinchen etc) und dann mit einem leicht öligen Lappen gut und reichlich abgewischt.
    Quietschen und Knarren tun keine Dichtringketten, ausser die O-Ringe sind defekt und das Fettdepot hat sich verflüchtigt. Wenn die O-Ringe jedoch defekt sind, ist es so oder so Zeit für eine neue Kette (und Ritzel) ;). Allenfalls quietscht es an den Laschenübergängen, also vom Einen zum Anderen Glied. Eigentlich sollte dies nicht passieren, denn die Dichtringe sollten eine minimale Distanz bewahren, aber ausschliessen lässt es sich nicht. Wenn keine Distanz bzw. Spiel vorhanden ist (bauartspezifisch), dann reiben sich die Laschen und ohne Fett ist das sehr abrasiv, aber nicht weiter relevant weil irgendwann hat es dann wieder Spiel :)


    Noch etwas: Bei Dichtring-Ketten kann und darf NICHTS eindringen, auch kein Öl! Sehr viskose Flüssigkeiten wie Benzin u.ä dringen nur ein, weil sie vorgängig die Dichtringe zerstören.

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

    Einmal editiert, zuletzt von lederkombi ()

  • #5

    Na ja, ist halt immer Theorie und Praxis :mrgreen:


    Theoretisch darf da nix eindringen, aber wenn man zB viel bei Regen unterwegs ist und das auch noch in eher Ländlichem Raum, dann werden halt mit der Gischt genug Sandkörnchen an die Kette geschleudert, dass da ein enormer Verschleiß stattfindet. Man kann mit einer O-Ring Kette eben 20000 oder vielleicht 40000 fahren, da kann man viel mit Pflege machen. Ich benutzte das Motorrad ja als Altagsgerät und wenn es halt mal ein paar Wochen durchgeregnet hat, dann bin ich nicht am Abend hin und hab die Kette getrocknet und mit einem Hauch Öl versehen, sondern hab die versifte Mühle abgestellt. Nach ein paar Tagen gab es dann einige Rollen, die richtig rostig waren und sich auch auf der Kettenführung nicht mehr gedreht haben, wenn man da das Hinterrad gedreht hat, dann war es wie wenn die Bremse gezogen war. Da hilft dann nur ordentlich gutes Kettenfett und das Hinterrad lief wieder wie gelutscht :lol:
    Es gibt übrigens extra kettenreiniger, die die O-Ringe kurzzeitig schrumpfen lassen, damit eben das Fett auch an diese Stellen laufen kann. Die O


    Davon abgesehen wird ja mit dem Fett auch genug Dreck mit abgeschleudert, was zum Bleistift im Gelände sehr gewünscht ist, ähnlich wie beim Kettensägen.

    "Freedom's just another word for nothing left to lose" Janis Joplin

  • #6

    :handgestures-thumbup:


    Da stimme ich 100% zu :)


    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #7

    Techniker unter sich :hand: , hätte nicht gedacht, wieviel Technik in einer blöden Kette steckt, ist ja auch egal, solange sie nicht quietscht und rostig aussieht, sie muss halt laufen :D

    Gruss Christian
    _______________________________________________
    Honda CB 1100, 2013

  • #8

    Jakob hat schon recht, wenn man in erster Linie das Motorrad als Hobby sieht und an Tagen an denen es eigentlich nicht zum Motorradfahren geeignet ist, auch nicht fährt, dann wird man auch mit der angesprochenen Methode lange mit einer Kette fahren. Bei verdreckten und zusätzlich nassen Straßen, die ich eben oft befahren habe, ist der Verschleiß eben ein anderer. Ich kann nur sagen, dass ich mit dem HKS Zeugs, das widerlich klebt, in den 21000 km nur 2 mal die Kette nachgespannt habe, wobei ich den Durchhang an der maximal Marke gehalten habe. Die Kette ist gut für 40000 denke ich mal. Gereinigt habe ich sie alle 6000 mit Kettenreiniger und Neutralisieren. Kettenfett hab ich immer draufgehauen bis es ordentlich abgetropft ist. Dafür hasst mich meine Frau wegen den klebrigen Flecken unterm Carport :mrgreen: wer nur im Trockenen unterwegs ist, der kann ja auch das Dry Zeugs nehmen. Die Felgen der 2013 kann man gut mit Ballistol oder auch Waschbenzin reinigen. Oder man kauft sich die Black-Edition mit schwarzen Felgen

    "Freedom's just another word for nothing left to lose" Janis Joplin

  • #9


    Da muß ich widersprechen! Dry Lube kann man(n) auch bedenkenlos im Regen benutzen.
    Ich benutze das Zeug seit 1998, davor hatte ich Kardan an der guten alten VX800 und davor u.a. MZ TS250 mit Kettenkasten, da läuft die Kette immer geschmiert und bleibt sauber :cool:
    Ansonsten danach folgende Bikes mit Profi Dry Lube GS500, SV650, GSF1200SA, GSX1400, 2xCB1300, CB1000R und last but no least die CB1100EX.
    Die Bikes wurden immer als Alltagsmopeds genutzt (Fahrt zum Job) und das bei jeden Wetter (ausser Schnee und Eis) und im Urlaub durch die Alpen und Dolomiten e.t.c.
    Die Ketten haben immer zwischen 30 und 40TKm gehalten.
    Vorteil des Dry Lubes: kein anhaftender Schmutz (keine Schmirgelwirkung) und saubere Felgen :dance:
    Ansonsten bin ich ganz bei meinen Vorrednern, Kette sollte doch sparsam gefettet werden, sage ich jetzt mal als Dipl.Ing. .
    Und Reinigung nach Regenfahrt ist gut, nur mal ehrlich, wer macht das? Ich habe das noch nie gemacht. Nach Extremen Regenfahrten fette ich die noch warme Kette, damit wird Wasser vertrieben.


    Gruß Matthias

    It's only CB and MT but I like it.
    Back to the roots

  • #10

    Huch verkauft Honda nur an Akademiker? :lol:
    Ich hab da immer ordentlich draufgehauen, da konnte ich auch mal ne Woche Regen durchfahren ohne zu schauen. Ich bin allerdings nur ordinärer Maschinenbauer mit 25 jähriger Schraubererfahrung :lol: Kann ich natürlich rein wissenschaftlich nicht mithalten :eusa-think:

    "Freedom's just another word for nothing left to lose" Janis Joplin

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