Beiträge von lederkombi


    Hallo Lutz


    Da das Vorderrad bei einer Hinterradbremsung dreht, gibt es tatsächlich keine Radlastverschiebung nach vorne.
    Was es aber gibt und das bemerkt jeder, der nur hinten bremst: Das Fahrzeug neigt sich leicht nach unten bzw. vorne. Dies aufgrund des Hebels am Hinterrad. Wie Du korrekt vermerkst, ist es der Schwerpunkt bzw. dessen Angriffspunkt. Dieser Hebel reduziert die mögliche, theoretisch erreichbare Bremskraft am Hinterrad.




    Es ist korrekt, dass der eine Hebelarm der Angriffspunkt des Schwerpunktes zur Radachse ist und der zweite der Radradius. Je höher man nun auf der Maschine sitzt bzw. je höher der resultierende Schwerpunkt und je kleiner das Rad, desto grösser wird die Stoppieneigung. Der "Gegenhebelarm" ist aber durchaus der Radradius, denn wir haben hier nicht einen starren Hebel mit nur einem Drehpunkt, sondern eben deren 2 (einmal das Radlager und dann den Radaufstandspunkt)!


    Auch mit Choppern lässt sich ein Stoppie realisieren, allerdings wird es aufgrund der Geometrie schwieriger bis praktisch unmöglich, theoretisch aber durchaus. Ab einer gewissen Länge der Gabelholme wird jedoch der Winkel mit der daraus resultierenden Kraft so gering, dass der Effekt nicht mehr spürbar wird bzw. das Vorderrad die Verzögerungskräfte nicht aufnehmen kann und schlicht über den Asphalt rutscht (bei ausreichender Dimensionierung der Gabel).

    Das warum ist doch rasch erklärt: Weil wir alten Säcke wissen, dass das Leben nicht nur aus Geschwindigkeitsrausch besteht. :eusa-whistle: (aber auch)


    Ernsthaft: die wesentlichen Dinge des Lebens erkennt man erst mit ausreichend Erfahrung (an Leben).

    Ein paar Fragen:
    - Hast Du die Maschine neu gekauft?
    - Was für Belag war das auf der Lochscheibe, Rost? Schmutz?
    - Ist die Batterie noch stark bzw. voll geladen? (ABS-Systeme (können) reagieren gerne empfindlich auf Unterspannung -> insbesondere beim Anlassen gibt es bei schwächelnden Batterien gerne zu wenig Spannung im System.


    Es kann durchaus sein, dass das ABS etwas verzögert einsetzt, je nach Strassenbelag etc. Ein ABS erkennt letztlich nur ob ein Rad sich dreht oder eben nicht und diese erfolgt via den erwähnten Schlitzen/Löchern in der Lochscheibe am Rad. Diese Erkennung benötigt immer ganz wenig Zeit und so "rutscht" das Rad immer ganz wenig bei einer Vollbremsung. Die max. Verzögerung wird letztlich kurz vor dem Rutschen (also am Grenzübergang zwischen Haft- zur Gleitreibung) erreicht. Je nach Untergrundwechsel, z.B. griffiger Belag zu Strassenmarkierungen (!) kann das Rutschen durchaus unangenehm sein und es spürbar dauern, bis der Reifen wieder haftet bzw. sich zu drehen beginnt. Zum Drehen muss der Reifen ja wieder beschleunigt werden und dies bedeutet, es muss eine ausreichend grosse Haftkraft an der Bodenkontaktfläche greifen können. Einfach nur Bremse öffnen (durch den Modulator) reicht da nicht!
    Trotzdem, ABS funktioniert in der Regel perfekt und ich vermute in Deinem Fall eher ein Problem im System, als beim Fahrer (immerhin warst Du ja in diesem Fahrtraining). ABS Systeme funktionieren bei Motorrädern sehr ähnlich, es gibt da wenig Unterschiede zwischen den Marken. Dein Problem könnte u.a. wie oben erwähnt elektrischer oder hydraulischer (Druckmodulator) sein. Aber dazu müsste man das Motorrad genauer untersuchen können.



    Ich weiss jetzt nicht ob unsere SC65 hinten allenfalls einen schwimmenden Bremssattel aufweist, aber falls ja (und ich befürchte ja, denn praktisch alle haben hinten diese Lösung), dann hockt vermutlich der Stift, auf welchem der Bremssattel sich bewegt, etwas fest. Fetten und gut ist alles :mrgreen:

    Ich bremse mit allen meinen ABS Motorrädern bei einer Vollbremsung ruckartig und das ABS tut was es soll. Genau dazu ist es auch da! Es gibt die Theorie mit dem sanften Aufbauen des bremsdruckes, dies weil erwähnte dyn. Radlastverteilung (dRLV) mit ins Spiel kommt, der Effekt dieser dRLV ist jedoch ein andere als hier beschrieben!


    Beim Bremsen mit der Hinterradbremse gibt es keine dRDL, diese dRDLV entsteht dadurch, dass quasi um den Radaufstandspunkt des Vorderrades ein Moment erzeugt wird (Hebelarm ist der Radradius) und dieser Hebelarm versucht das Motorrad um die Vorderradachse zu drehen -> Thema Stoppie. Ein Stoppie bzw. ein Abheben des Hinterrades will man aber beim Bremsen bestimmt nicht, denn dann würde nur noch das Vorderrad bremsen und auch wenn der Bremsanteil des Hinterrades minim ist, so ist er eben trotzdem vorhanden und erlaubt so eine noch grössere Verzögerung als ohne. Zudem hilft das mitbremsende Hinterrad die Maschine zu stabilisieren (kein Witz!) und z.B. BMW mit dem Integralbremssystem bremst bei nur geringen Verzögerungen gar NUR mit dem Hinterrad, obwohl mit dem Handbremshebel gebremst wird (und alle meinen, sie hätten mit der Vorderradbremse gebremst). WIeso weiss ich das? Weil BMW die Anzahl Bremszyklen abspeichert und man diese u.a. mit dem BMW Navigator 5 und 6 sich anzeigen lassen kann.


    Wieso soll man nun nicht ruckartig in die Bremse bzw. was genau passiert da? Beim Bremsen wirkt immer (sofern die Vorderradbremse mitbremst und davon gehen wir jetzt aus) dieses Drehmoment um die Vorderradachse. Wenn man nun Ruckartig bremst, dann beginnt die Maschine zu steigen (Stoppie), das ASC, sofern vorhanden (=Antischlupf bzw. Stabilitätskontrolle) verhindert solches indem es die Bremse wieder kurzzeitig löst -> ABS-Funktion. Hat man kein ASC und unsere CB hat keines, dann passiert etwas anders bzw. dieses Andere wird entscheidend:
    Das Abheben des Hinterrades bzw. die Entlastung des Hinterrades bewirkt eine Belastung des Vorderrades. Da das Vorderrad nun mit einer grösseren Kradft auf den Boden wirkt, kann das Vorderrad im Prinzip auch grössere Reibkräfte erzeugen (Die Reibkraft = Reibbeiwert mü x die auf den Boden wirkende Kraft). Nun steigt das Motorrad ja nicht schlagartig bzw. die Verlagerung des Schwerpunktes nach vorne erfolgt mit einer gewissen Verzögerung und diese mikroskopisch kurze Verzögerung bzw. Dauer ist der Grund, weshalb die Bremse bei einer Vollbremsung nicht schlagartig mit der maximalen Verzögerung wirkt. Das sind aber rein akademische Betrachtungen!
    In der Realität bitte immer voll und rasch in die Eisen! Alles andere ist Leichtsinn. Bei einer Gefahr kann man nicht noch lange die Bremse zu dosieren versuchen, dies können Rennfahrer allenfalls, aber auch nicht immer. Es geht hier ja nicht um gezielte Vollbremsung, sondern um eine Schreckbremsung!


    Zum Problem Coliban:
    Das ABS funktioniert rein via diesem geschlitzen Ring an der Radnabe. Ein Sensor (=Hallgeber) erkennt diese Schlitze, je mehr bzw. je feiner die Schlitze, desto mehr Informationen bekommt das ABS Steuergerät pro Umdrehung des Rades. Und je mehr Informationen, desto weniger weit fährt man von einem Schlitz zum nächsten bzw. der Radweg wird kleiner und das ABS kann feinfühliger reagieren. Das Steuergerät regelt dann via dem Druckmodulator die Bremse, es wird mittels eines Elektromagneten die Bremse geöffnet und geschlossen, dies spürt man am Hebel als Pulsieren, bei manchen Systemen hört man auch den Regelvorgang des Modulators. Wenn nun das Voderrad bei Coliban nicht richtig regelt (wovon ich ausgehe, denn ich kann bei 70km/h voll in die Eisen und da rutscht nichts), dann kann z.B. der Sensorring verdreckt sein, die Schlitze nicht mehr vollständig erkannt werden, der ABS-Kreislauf des Vorderrades einen Defekt aufweisen (z.B. im Druckmodulator?).


    Grundsätzlich empfehle ich unbedingt jedes Jahr mind. 1x in den ABS Regelbereich zu fahren! -> Kann man z.B. leicht auf mit ca. 20...30 auf einem Kiesweg üben.
    ABS Modulatore sind auch einer Alterung unterworfen und wenn sie nicht gebraucht werden, so können sie durchaus festhocken etc. BMW Fahrer kennen das zur Genüge....


    Sowas brauchen nur HD-Fahrer :violin:

    Ich bezweifle sehr, dass da am Motor gross etwas verändert wurde, wozu auch? Allenfalls hat das eine oder andere Bauteil eine leichte Modifikation erfahren, so wie das von Jahr zu Jahr bei allen Marken der Fall ist, aber nichts von grösserer Bedeutung darstellt.