Zitat von wallenstein
Mit dem "cleveren Konzept" meinte ich eigentlich die Retro-Welle, die es ja nun schon seit einigen Jahren (nicht nur im Motorradbau) gibt. Zunehmend sehnen sich ältere Menschen zurück nach Dingen aus der Vergangenheit bzw. Jugend. Und sie haben in der Regel das Geld dafür. Und genau da haben Hersteller wie BMW, Honda und andere mit ihren Retro-Modellen" angesetzt. Ist ja auch ok. (...) Na denn...Willkommen im Retro-Club.
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Zur Einführung der 17er Modelle schrieb der Projektleiter Mitsunobu Imada im Pressetext:
“As with past CBs, we understand the timeless pleasure that our customers get from owning and riding an air-cooled inline four-cylinder motorcycle. So building on the CB1100’s desirability and joy of ownership, while adding functionality and quality to deepen the sense of fulfilment, were very important elements for us to consider. With the CB1100 EX we hope many riders get to appreciate and understand a very traditional motorcycle structure.”
Wenn ich das richtig verstanden habe, war die ursprüngliche 1100er ein Jubiläumsbike anlässlich des 50jährigen Bestehens der CB-Reihe im Jahr 2009. Sie wurde zunächst in limitierter Auflage gefertigt und war ursprünglich nicht für den Weltmarkt geplant. Vielleicht hat man so gedacht: Die Europäer und Amis stehen sowieso nicht auf so "alte Kisten", die kaufen eh immer nur state of the art.
Das war vor 10 Jahren ...
Danach setzte irgendwann die Retro-Welle ein, und die wurde nicht von den älteren Herren getragen, sondern vielmehr von den Jüngeren - die Anzahl der Damen darunter nicht zu unterschätzen! Die Designsprache, das Lebensgefühl weit zurück liegender Jahrzehnte und der damit einher gehende Style in Sachen Mode beeinflusst eine ganze Generation Motorradfans, die sog. Millennials nachhaltig. Wahrscheinlich befruchtet durch die Customizer- und Bastlerszene in den USA u. England, erkannten einige große Hersteller die Zeichen der Zeit, kreierten hippe u. stylische Motorräder, kombinierten das mit Mode und umfangreichen Zubehörkatalogen und haben damit einen (noch) anhaltenden Erfolg. Siehe Triumph, Moto Guzzi, BMW, Ducati. Nur die japanischen Hersteller halten sich dahin gehend auffallend zurück. Möglicherweise sehen sie sehr klar den Unterschied zwischen einer Modeerscheinung und Traditionspflege. Man wartet ab und schaut zu was passiert, wenn der Hype verflogen ist. So meine Theorie.
Dass die CB 1100 noch "am Leben" ist und auch hierzulande - wenn auch in kleinsten Stückzahlen - verkauft wird, liegt meiner Meinung nach nicht daran, dass sich Honda mit diesem Modell dem Retro-Trend angeschlossen hat, diesen aber natürlich nutzt und bestimmt nicht unglücklich darüber ist, dass Nostalgie-Bikes derzeit so hohe Wertschätzung erfahren. Unter diesem Aspekt sehe ich denn auch die Modellpflege der CB 1100 als ein Zugeständnis an die derzeitigen Marktverhältnisse: das Interesse an diesem Motorrad wachzuhalten, ohne hierbei die Traditionsnische verlassen zu müssen. Hätte Honda etwas anderes gewollt, hätten sie, um die aktuelle Mehrheitsklientel bedienen zu können, ein anderes Motorrad auf den Markt gebracht und die CB 1100 (außerhalb des japanischen Markts) sanft entschlafen lassen. Auch diese Vorgehensweise hat in Japan eine gewisse Tradition ...
Ich habe noch Urlaub, ich habe Zeit. Merkt man, oder?
Gruß
Jörg