Zitat von lederkombi
Nochmals zur GS:
Ja, sie ist extrem optisch gewöhnungsbedürftig und ja, ich brauchte auch lange (sehr lange), bis ich mich entschloss eine zu kaufen.
(...)
Inzwischen weiss ich, dass ich weniger auf die Optik schauen muss, sondern mehr auf mein Fahrgefühl. Nur dieses ist letztlich entscheidend, ob die gefahrenen Kilometer auch Freude bereiten oder eben nicht. Und es ist auch klar, dass nicht jeder gleich empfindet. Es gibt nicht dieses eine Motorrad, welches allen passt. Aber die GS kann schon sehr vieles sehr gut!
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Oder wie ich es vergangenen Sommer auf einer Ausfahrt /Tour mit netten Forumsfreunden erlebt habe: Ich mit der gedrosselten F800GT meines Sohnes (also mit 35kW) hinter 2 englischen Supersportlern den Pass hoch, den einen habe ich dann sogar noch überholt. Mir war dabei selbst schon mulmig, nicht ob der Geschwindigkeit, sondern weil ich mit "nur" 35kW derart schnell den Pass hoch fahren konnte! Mit der CB ( und sogar mit der GS) hätte ich mich solches nicht getraut.
Jedes Motorrad hat seine Stärken und seine Schwächen. Die CB ist wunderschön, hat einen wundervollen Sound (leise und satt) und ein passables Fahrwerk. Auch ist der Motor seidenweich, aber in der Summe ist dies eben heute nicht mehr ausreichend. Ich will die CB nicht schlechtreden, aber auch nicht glorifizieren, sie ist und wird immer ein Nischenbike bleiben. Dessen müssen wir uns bewusst sein. Das ist nicht schlecht, aber leider wird sie dadurch auch keine Verkaufsrekorde brechen.
Mein Fazit: Vorurteile sind meistens falsch und man sollte unbedingt auch über den Tellerrand blicken.
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Aus weiter oben erwähntem Grund bin ich in den letzten 10 Wochen so gut wir gar nicht gefahren (für meine Verhältnisse), und als ich heute die RS für eine Stunde bewegt habe, war da ein unerwarteter Anflug von Respekt vor dem Gewicht in mehrfacher Hinsicht. Das fing beim Rangieren an. Dann hatte ich eine kurze Autobahnetappe von etwa 10 Kilometer, wo mir das Beschleunigen in höheren Gängen etwas zu linear (also gefühlt zäh) vonstatten ging, wobei ich ständig auf die Geschwindigkeit geachtet habe, um nicht in den Begrenzer zu rattern. Zurück auf der Landstraße, musste ich mich wiederum auf das Bremsverhalten bezogen neu justieren.
Ich schiebe das alles auf's Gewicht. Möglicherweise reagieren alle Motorräder in dieser Gewichtsklasse gleich oder ähnlich, aber ich habe außer der EX keine Erfahrungen, die ich heranziehen könnte.
Was das Fahrgefühl und die Freude am Fahren betrifft, war das zumindest heute nicht so der Bringer. Schwer in Worte zu fassen. Eigentlich zieht sich das wie ein roter Faden durch meine gesammelten Eindrücke und Erfahrungen. An vielen Tagen passte alles wunderbar, aber es sind auch etliche Ausfahrten dabei gewesen, wo ich unzufrieden war wegen dem einen oder anderen Umstand.
Diese Sache mit der F800GT kann ich daher gut nachvollziehen: Man steigt von seinem Bike um auf ein anderes - in diesem Fall auf ein viel schwächer motorisiertes und vermeintlich unspektakuläres - und erfährt ein paar Augenöffner. Die nackten Zahlen verwandeln sich in unerwartete Erlebnisse. Leistung und Optik sind plötzlich nicht mehr ausschlaggebend, sondern das Fahrgefühl und eine vage Ahnung der Möglichkeiten, die sich ergeben könnten. Es mag inzwischen etwas abgenutzt sein, wenn ich hier die NC 750 S erwähne, aber das Bike fällt genau in diese Kategorie: mäßiges Fahrwerk, durchschnittliche Bremsen, Leistung knapp über A2-Niveau, aber in der Summe ein Fahrzeug, das sich flink und handlich bewegen lässt, bei schlichtem und gutmütigem Charakter, robust und simpel ist und mir immer wieder große Freude bereitet. Was daran liegen mag, dass meine Ansprüche nicht so hoch sind.
Von daher lasse ich mich immer gern überraschen. Vielleicht ergibt sich irgendwann für mich die Gelegenheit für eine Ausfahrt mit einer GS, dann würde ich etwas darüber sagen können. Möglicherweise könnte ich Gefallen an ihr finden. Aber vor einem Erwerb steht immer noch der Preis, stehen Inspektionskosten, etwaige Reparatur- bzw. Ersatzteilkosten. Ich leiste mir zwar den Luxus des Motorradfahrens, aber dieser Luxus hat auch seine Grenzen.
Was das Nicht-Schlechtreden der CB angeht, das ist für mich eine klare Sache: Man kann sie nicht schlecht reden! Sie ist, was sie ist, und genau so soll sie sein, so sehe ich das. Um sie in vollem Umfang genießen zu können, muss man sie halt genau so fahren, wofür sie konzipiert wurde und die gesetzten Grenzen und Einschränkungen akzeptieren.
Auf der anderen Seite, wenn man das nicht kann, sollte man sich die Sache natürlich nicht schön reden. Dritte und mit einem unangenehmen Beigeschmack versehene Herangehensweise: Man fängt an, das Bike zu objektivieren und ständig mit anderen zu vergleichen. Alles in allem führt das aber in die gleiche Richtung ...
Gruß
Jörg