Vergleich CB1100 <-> BMW R1200GS Adventure

  • #1

    Das ist natürlich ein unfairer Vergleich und extrem persönlich.
    Da ich ja meinen Fuhrpark mit einer R1200GSA 2016 erweitert habe und mir nach einigen Ausfahrten ein paar Punkte aufgefallen sind, möchte ich dies hier kundtun.


    Motor:
    Honda = seidenweich, kraftvoll ab 1000rpm, unspektakulär, leise, vibrationsarm
    BMW = rauh, fühlt sich erst ab ca. 2500rpm wohl, dominant, laut, schüttelbecher


    Getriebe:
    Honda = Butter. Mehr kann man da nicht sagen. Gut abgestuft, Gänge wechseln immer weich (sofern die Kupplung stimmt)
    BMW = Wie eh und je bzw. hakelig. Zwar gibt geht es weich runter, aber rauf ist von N bis 3. Gang Glückssache. Abstufung ist gut. Unten etwas besser abgestuft als bei der Honda.


    Fahrwerk:
    Honda = gutmütig, eher defensiv (verleiht nicht zum rasen, unterstütz dies aber trotzdem), etwas härter (im Vergleich), keine Einstellmöglichkeiten, eher etwas "indirekt" im Fahrverhalten bzw. weniger steif
    BMW = extrem direkt, eher weicher, starke Lastwechselreaktionen im Getriebe (im Vergleich), viele Einstellmöglichkeiten,


    Gepäck:
    Honda = lässt sich gut aufrüsten, aber die Trägersysteme sind begrenzt in der Zuladung (zumindest offiziell), so wie es auch die Honda selbst ist. Allerdings ist es ausreichend, auch für die grosse Tour zu zweit.
    BMW = beinahe schon perfekt. Zwar sind die Alukoffer nicht wirklich ein optisches Highlight, aber spätestens wenn man die Innentaschen (wasserdicht!) an den vorhandenen Kofferdeckelösen festzurrt und so den Stauraum auf legale Weise verdoppelt, weiss man, dass man definitv die ultimative Reisemaschine hat. Dazu kommt eine mögliche Zuladung wie es nur ganz wenige Konkurrenzprodukte in dieser Form besitzen, 240kg Zuladung sucht seinesgleichen.


    Reisetauglichkeit:
    Honda = nach 250km sollte man langsam eine Tankstelle in Betracht ziehen. Zwar reicht es meist noch weiter, aber spätestens bei 300km geht der Saft aus. Allerdings sollte man eh nach 250km eine Pause einlegen -> auch der Fahrer muss Tanken :)
    BMW = mit der Adventure sind mit einer Tankfüllung unfassbare 700km drin. Das ist schlicht jenseits jeglicher Vergleichbarkeit.


    Allerlei:
    Honda = Sie ist ein sanfter Tiger, welcher gerne auch einmal die Muskeln spielen lässt. Zwar kein Superbike (im Sinne von Sportler), aber weder untermotorisiert, noch mit Fahrwerksschwächen ausgestattet.
    BMW = Mit der GSA kann man eigentlich nur aggressiv fahren, das sanfte Cruisen wie bei der Honda macht einfach nicht den gleichen Spass. Das hat unter anderem auch mit den Reifen und dem hakeligen Getriebe zu tun. Die Reifen (Enduro-Reifen) heulen schon nach wenigen Kilometern gnadenlos aufgrund des leicht gröberen Profils (sind sogar lauter als die Windgeräusche) und trotzdem, es macht Spass die GSA aus den Ecken zu ziehen.


    Welche würde ich nehmen, wenn ich nicht beide besitzen könnte? Nun, das ist eine schwierige Frage. Soll es eine Reisemaschine sein, welche für die Ferne taugen soll, dann ist es klar: die BMW wäre die Wahl. Trotz der vielen Elektronik, trotz der Schwächen, denn die Reichweite und die Ladekapazität sind schlicht ohne Konkurrenz. Dazu noch eine Handlichkeit, wie es nur eine Enduro bieten kann.
    Aber, wenn ich gerne Ausflüge im Bereich 100...300km mache, dann wäre für mich die Honda die erste Wahl. Deren absolut unspäktakuläre Fahrweise ist sowas von entspanndend, ein wenig wie Yoga. Und müsste ich mich von einer trennen, so wäre das dann die BMW, nicht die Honda ;)

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #3

    Wenn es unbedingt eine GS sein soll, dann würde ich die normale nehmen und nicht die Adventure. Die Reichweite von 700 km braucht kein Mensch oder wohin willst Du mit dem Teil? Das Mehrgewicht durch den Sprit würde mich aber stören. Und sparen tust Du auch noch was, kauf Dir von dem Geld lieber gescheites Reisezubehör.
    Und jetzt zur Frage:
    Genau, die kannst Du nicht vergleichen. Zwei komplett verschiedene Typen. Was die eine gut kann, ist bei der anderen ein Kompromiss. Und umgekehrt...



    Viele Grüße, Rolf

    Viele Grüße,
    Rolf

  • #4

    Hallo Rolf


    Ja, das stimmt schon so mit dem Kompromiss. Allerdings sind beide irgendwie doch wieder ähnlich, sie sind zum Fahren und Spass haben ausgezeichnete Maschinen.


    Wegen der 700km: Das habe ich mir auch überlegt. Letztlich war es eine "Knie-Entscheidung". Ich sitze auf der GSA etwas lockerer, da ich eher breitbeinig auf der Maschine sitze. Vom Mehrgewicht spürt man nichts, denn die GSA ist etwa gleich schwer wie die CB (beide vollgetankt!). Inwiefern die viele Elektronik der BMW bei einer sehr grossen Tour ein Problem darstellen kann, weiss ich nicht und hoffe auch, dass ich es nie erfahren werde (ok, so grosse Touren fahre ich eigentlich auch nicht;) )

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #5


    Ich verspreche Dir, dass ich inskünftig mehr Yoga praktizieren werde :eusa-whistle: (aber der liebe Platz, sonst hätte ich mir noch eine SR400 und eine W800 geholt, so kurz bevor es diese dann nicht mehr gibt) :(

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #6

    Zuviel Yoga kann auch ungesund sein.
    Aus diesem Grund, auch wegen ihrer
    Schwachbrüstigkeit, habe ich mir die
    SR 400 verkniffen. Die CB und die W
    bieten die bessere Yogaunterstürzung
    nach vorher praktizierten Asanas, die
    für die rechte Einstimmung sorgen.


    Wisedrum

  • #7

    Danke lieber Jakob für Deinen ausführlichen Vergleich.
    Leider kann ich diesbezüglich noch nicht mitreden, da ich meine GS Adv erst für April 2017 bestellt habe. Wenngleich solche Vergleiche immer nur subjektiv sein können, man sich natürlich auch immer die Frage stellen kann, ob man das Objekt X überhaupt mit dem Objekt Y vergleichen kann, oder überhaupt vergleichen darf, so finde ich sie persönlich schon deshalb interessant, da sie auch einiges über die Vorlieben des Testers aussagen, insbesondere wenn ich den Tester selbst kenne und seine Kompetenz schätze.
    Ich will hier mal folgenden, subjektiven Vergleich wagen:
    Für mich ist die BMW 1200 GS Adventure von Typ her, obwohl sie versucht die berühmte Eierlegendewollmilchsau, das Universalmotorrad zu sein, eher ein rustikaler, großer Geländewagen, mit einem brummigem, großen Vierzylinder Diesel, die CB 1100 aber eher das elegante und sehr schöne Cabriolet, mit schnurrendem Sechszylinder Benziner. Ja, natürlich hinkt so ein Vergleich gewaltig. Was ich damit sagen will: Es kommt halt darauf an, was man zu brauchen glaubt und für was man sein Motorrad einsetzen will.
    Ich habe mich für die GS Adv entschieden, weil mir die Honda einfach, trotz aufgepolsterter Sitzbank, zu niedrig ist und mir schmerzende Beine die Lust am Motorradfahren verderben, weil mir der Wind- und Wetterschutz auf der Autobahn zu gering ist und ich gerne auch mal weite Strecken auf der Autobahn fahre, weil ich es lästig finde, daß mir meine Pausen vom Tank vorgegeben werden (die CB 1100 Bj. 2013 hat ja nicht einmal den Tankinhalt der EX und damit nicht mal halb soviel wie die GS Adv), weil ich mit dem Motorrad auch mal ins leichte Gelände will, weil sie tolle Sicherheitsinovationen, wie das ABS pro (Kurven ABS) hat, die ich hoffentlich nie brauche, aber lieber zur Sicherheit an Bord habe.
    Aber, wer auf diese Dinge keinen Wert legt oder sie einfach nicht braucht, der ist natürlich mit der eleganten Schönheit CB 1100 bestens bedient.
    Viele Grüße aus Cap d'Ail/Südfrankreich!
    Max

  • #8

    Das Fazit kann ich nicht so ganz
    unkommentiert stehen lassen.


    Wenn man die CB nicht nur auf einer
    Kurzstrecke bewegt, braucht man das
    von Dir Angesprochene schon. Allein
    die Montage eines entsprechenden
    Windschilds sorgt für ausreichenden
    Windschutz auf Touren. Leider versengt
    es das Cockpit in meinem Fall, was eine
    andere Geschichte ist, die bebildert hier
    schockierend noch auftauchen wird.


    Gegen Sitz-und Knieprobleme ist so ein
    Schild natürlich machtlos, so sie denn
    auftreten.


    Mit der gebotenen Reichweite, auch
    beim 2013 Modell selbst auf Touren,
    lässt sich gut leben.


    Für mich ist die CB ein Allesmotorrad,
    bis auf den Einsatz im Gelände, dem
    ich aĺlerdings auch kein vermeindlich
    dafür hergestelltes Motorrad aus
    Gründen der argen Verschleiss- und
    Belastungserhöhung aussetzen würde.
    Ausser eine schon gut zerrittene Möhre,
    bei der es nicht mehr drauf ankommt.


    Das ist ja das Schöne am Motorradfahren,
    trotz möglicher, gewisser Gleichgesinntheit
    sieht jeder die Dinge anders, was wiederum
    zu einer gegenseitigen Befruchtung führen
    kann, nicht muss.


    Ein BMW-Fahrer wird aus mir
    nicht mehr.... :naughty: :lol:


    Wisedrum

    Einmal editiert, zuletzt von Wisedrum ()

  • #9

    Etwas sollte ich vielleicht noch erwähnen: Die von mir gegen die GS eingetauschte C650GT wäre vom Konzept her beinahe so eine Wollmilchsau (einfach ohne die Eier...). Gefühlt (und gemessen) war ich mit dem Maxiroller schneller den Hausberg hoch und runter, war er auf der Autobahn angenehmer zu fahren, war es sogar noch entspannter als auf der Honda.


    Aber, und das ist ein ganz grosses aber: Wenn man dann am Gashahn zieht, dann geht halt bei der GS die Post ab. Nicht ganz so wie bei den 170PS Bikes, aber immer extrem souverän. Und das ist auch ein Punkt :mrgreen:


    Und dann wäre noch das Sahnehäubchen: Mit der GS kann man, muss man aber nicht, sogar ins Gelände. Trotz der 30 Liter... :eek:

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #10

    Lieber Jakob, das Wichtigste bei meinem Beitrages ist irgend wie abhanden gekommen. Die Überschrift sollte natürlich heißen: Vielen Dank für Deinen Vergleich! Sorry!
    Ich finde es toll, daß Du ein Thema angestoßen hast, an dem sich hoffentlich die Gemüter etwas reiben. So kommt wieder etwas Bewegung ins Forum. Also, bitte keine Zurückhaltung und Feuer frei auf die GS bzw. deren Fahrer.
    Max

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