Zitat von waldradler
ist den gegen teilsynthetisches 10w40 vom fass irgend etwas auszusetzen?
vg
jörg
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Das Problem mit sog. teilsynthetischen Motorölen ist, dass der Begriff nicht geschützt oder definiert ist.
Wenn jemand Mineralöl nimmt und die Viskosität einstellt und / oder Additive hinzufügt, dann hat er das Öl lt. Gesetz schon ausreichend "behandelt" um es teilsynthetisch nennen zu dürfen.
Das Grundöl (also die Basis, der Hauptbestandteil) bei ts Ölen ist immer Mineralöl. Das ist nicht unbedingt schlimm, wenn es die Freigabekriterien erfüllt und regelmäßig gewechselt wird. Das Öl wird auf eine bestimmte Viskositätsklasse gebracht indem die Moleküle eine bestimmte Kettenlänge erhalten. Dazu werden sie "gecrackt" und dann neu zusammengesetzt. Dies sind die sog. "Hydrocracking"-Öle, die gelegentlich sogar als vollsynthetisch beworben werden, oder mit blumigen Umschreibungen wie "mit Synthese-Technologie".
Echte Vollsynthetiköle werden, wie der Name schon sagt, nur aus synthetischen Bestandteilen hergestellt.
Eine wichtige Komponente dabei sind die sog. Ester. Diese sind polar (elektrisch "geladen") und haben dadurch eine innige "Haftung" zu metallischen Motorteilen. So bleibt selbst bei niedrigviskosen ("dünnflüssigen", z.B. 0W.. oder 5W..) Ölen eine Art Schmierfilm im Motor zurück, wenn das eigentliche Öl schon komplett in die Ölwanne zurückgelaufen ist.
Auf diese Art erleichtert man die Schmierung beim Kaltstart, also bei den ersten Umdrehungen bis wieder frisches Öl an alle Lagerstellen gepumpt wird.
Gleichzeitig hat vs Öl den Vorteil erhöhter Stabilität bei hohen Temperaturen. Die Temperaturen die man in der Ölwanne so messen kann sind i.A. bei warmgefahrenem Motor zwischen 90 und 140 Grad. Das ist auch für Mineralöl kein Problem, solange es frisch ist. Bei längerem Gebrauch werden aber die Molekülketten durch Hitze und Reibung mechanisch zerstört (besonders im Moppedgetriebe, das im Gegensatz zu den meisten Autogetrieben ebenfalls mit dem Motoröl geschmiert wird).
Dann hat das ursprüngliche (mineralische oder ts) 10 W 40 Öl nur noch 10W ohne höhere Heiß-Viskosität, und dann ist es für den Motor nicht lustig wenn er z.B. nach einer Autobahnfahrt einen Stau erlebt... Da reisst dann unter Umständen der Schmierfilm, und Nockenwelle oder Kolben können fressen.
Ein vs Öl ist da wesentlich haltbarer und temperaturunempfindlicher.
Die Temperaturen am Kolbenboden usw. sind übrigens beim luftgekühlten Motor um ein Vielfaches höher als die im Ölsumpf, so dass ein Abbau der Molekülketten schneller vonstatten gehen kann als man meint. Mit einem schlechten Mineralöl (das berühmte 15W40 aus dem Baumarkt, mit dem die olle XXXXX 100.000 km gelaufen ist) sind die von Honda vorgeschriebenen 6000km Wechselintervall je nach Einsatz der Maschine (Kurzstrecke, Dauervollast) schon kritisch.
Fazit: TS vom Fass mit Freigabe, beim Hondahändler eingefüllt, wird in 99,9% der Fälle völlig ausreichen.
Andererseits: Das von mir oben verlinkte Fuchs VS mit vielen guten Estern drin kostet 43,-€ für 4l (das ist eine Füllung der CB 1100), da gibt es für mich überhaupt keinen Grund ein TS Öl zu fahren. Bei meinem freundlichen Hondamann wird Motul eingesetzt, und der Preisunterschied zwischen 5100 (TS) und 7100 (VS) ist rund 12,-€ pro Ölwechsel. Dafür will ich gerne die Gewissheit kaufen, dass Stau, Sommerhitze, Stadtverkehr usw. dauerhaft kein Problem sind.
Selbst in der piseligen 125er Yamaha meiner Tochter (gekauft mit 7000km, sofort Ölwechsel mit ts Öl in der Werkstatt, dann nach 500km auf VS gewechselt) ist jetzt Motul 7100 drin, und der Unterschied beim Fahren vor und nach dem Wechsel war gewaltig. Es schaltet jetzt besser, es rollt leichter, die Kupplung funktioniert prima, das Öl bleibt länger sauber, kurz: es ist alles besser geworden seit da das VS Öl drin ist.
Bei einem Ölinhalt von 1l verbunden mit der tatsache dass es keinen Ölfilter gibt ist es mir egal ob das Zeug 12 oder 15 € kostet. Da bin ich Snob. 