Beiträge von Wisedrum



    Nein, tu es nicht! Beziehungen sind viel spannender! :lol:


    Zu so einer Fahrt, bei der die Skizze der geringen Vorplanung, sprich nur die Richtung, erst danach als ganzes Bild erscheint, hilft ein wenig Vorerfahrung schon.


    Ist es ein Abenteuer, vor der man den Hut ziehen sollte?


    Hm, es ist, was es ist. Für mich war's der Sommerurlaub. Die schönsten Abenteuer sind im Kopf und sind sie nicht im Kopf, dann sind sie nirgendwo. Sang Andre Heller. Bis auf die, die man auf der Straße findet, denke ich. Ansonsten hat er recht.


    Wsedrum

    Teil 8


    Nachbetrachtungen der Tour


    Insgesamt gefahrene Kilometer 6.300km.


    Zunächst etwas zur CB.


    Meist gemächlich gefahren belief sich der Verbrauch auf durchschnittlich 4,5l pro 100km.
    Meist gab es kein E10, so dass ich Super tankte. Durchschnittspreis deutlich höher als in Deutschland, ohne die genauen Umrechnungskurse im Kopf zu haben, 1,70€.
    Ölverbrauch, nicht messbar.
    Kettenlängung, kein Nachstellen erforderlich.
    Die Kette war das einzige, pflegebedürftige Teil, da viel Regen auf der Tour vom Himmel fiel.
    Das Fahrwerkssetup habe ich insgesamt, seit ich die Honda fahre, leicht weicher eingestellt
    und trotz des zahlreichen und gewichtigen Gepäcks nicht wieder geändert. Mir ist keinerlei
    Wackelei aufgefallen. Gutes Fahrwerk. Unwegsames Gelände habe ich, wohlwissend um die nicht besondere Geländegängigkeit und der aufgebürdeten Last der CB, aussen vorgelassen bei der Straßenwahl. Eine ganz brauchbare Asphaltdecke kam der Honda immer unter die Räder.
    Druckverlust in den Reifen. Nicht nachgemessen während und nach der Tour, die Reifen fühlen und fahren sich wie eh und je, gut mit Luft befüllt. Den Vorderreifen gab's vor der Reise neu
    und er gab im Profil von 4mm auf 3mm nach. Hinten war's der alte Pneu, der ebenfalls von 4 auf 3mm nachließ.


    Besonders mag ich an der Honda den Motor, der großvolumig mit schönem, weil gleichmäßigem Drehmomentverlauf meist und überwiegend im großen Gang bewegt werden konnte.


    Würde ich etwas an der CB ändern, wäre es wohl die Sitzbank, auf die ich mich in meiner Art dann doch irgendwie eingesessen habe. Sie bleibt, wie sie ist.


    Von irgendwelchem optischen Pflegemaßnahmen sah ich während des Trips bewusst ab, ausserdem hätte der fast schon stetige Nässebefall all die schöne Mühe schnell wieder ad absurdum geführt und zu einer Sisyphusarbeit mutieren lassen.


    Dafür kriegte das Motorrad gut einen Tag lang aufhübschende Betreuung, nach der es wieder in Glanz und Gloria dasteht. Von der starken Verschmutzung und deren Spuren ist nichts mehr zu sehen. Schnell sauber machen war aber nicht.


    Interessant finde ich, dass bei so einer Reise mit der fortwährenden, stundenlangen Nutzung des Fahrzeugs all die Sorgen, Probleme oder besser Problemchen mit der Honda, auch die hier im Forum diskutierten, oft über Kosmetik und Qualität der Erscheinung, aber so was von in den Hintergrund treten, dass sie an Egalität kaum noch zu überbieten sind. Die CB fährt einfach nur, so wie sie soll. Problemlos, immer startend, genügsam und sehr gewinnend.
    Für Skandinavien eigentlich reichlich übermotorisiert. Dennoch habe ich mich über die 90 Pferdchen gefreut, oder viel mehr über ihr, wenn auch oft nicht genutztes Vorhandensein.
    Da schlummern gute Reserven.



    Jetzt noch etwas zu mir.


    Auf meiner Tour wurde ich gefragt, warum ich allein reise?
    Darum! Nein, ganz so einfach ist die Antwort nicht gewesen.
    Ein paar Beweggründe, ich muss keine Adjustments machen und
    Voraus und Hinterherfahren ist nicht so mein Ding.
    Mit dem Alleinsein habe ich keine großen Probleme,
    selbst wenn es schön wäre das Erlebte zu teilen während der Reise.
    Ganz im Gegenzug sah ich mehr im Verbund Reisende als lonesome Riders,
    die ich auch traf.


    Um jemanden zu finden, der so eine Art des Motorradwanderns mitfährt, müsste
    ich ihn suchen, was ich nicht tue. Nicht jedermans Sache ist es, während eines Motorradtrips ständig on the road zu sein, zu zelten und sich in meinem erlebten Fall nassen Wetter auszusetzen. Mir macht das stundenlange Durchstreifen von Landschaften Spaß, selbst wenn dabei Luftschneisen durch Länder gezogen werden, ohne zu viele Inseln der Ruhe anzusteuern.
    Ich fahre gern und viel und sitze lange im Sattel.



    All diese Schilderungen schrieb ich, weil ich noch etwas Urlaubszeit übrig habe und so einmal all das auf der Fahrt Notierte in eine komprimierte Form bringen konnte.
    Wenn andere Menschen Freude beim Lesen gehabt haben, ist ein weiterer Zweck dieses Reiseberichts erfüllt. Wenn nicht, who cares?


    Und was ich gleich tun werde, viel lieber noch als schreiben, die CB starten und 'ne Runde um Block düsen.


    @ Robin


    Danke! :dance:


    Wisedrum

    Teil 7


    Freitag, der 7.8.15 Tag 13


    Am Morgen das übliche Programm der Urlaubsroutine, die ich gegen die heimische getauscht habe. Um 10.35h bin ich am Start. Die E6 südlich fahrend biege auf die 705 ab und hangele mich Richtung Rösol. Norwegen zeigt sich von seiner mitteldeutschen Seite. Hügellandschaften, bergig, bewaldet mit Ackerbau und Viehzucht. Das Siedlungsfeel der E6 hinter mir lassend durchstreife ich nicht oft kleine Ortschaften. Temperatur um 20Grad, regenlos. Endlich.


    Gegen 16.00h bin ich auf der 28 und dann der 26 gelandet und fand sie nicht so aufregend wie vom Tourismusbüro auf den Lofoten empfohlen. Allerdings kam ich auch durch Hochebenen, die mir dann doch sehr viel Freude bereiteten.




    Zum Schluss der Fahrt trabten 2 Rentiere zeitversetzt längs der Fahrbahn. Schicker Reminder an den Norden.


    Die Honda schnurrt wie eine Nähmaschine und sie aus wie ein Dirtbike. Dreckiger geht's immer noch. Verwunderlich.


    In Tysdil, nicht weit von Schweden entfernt, übernachte ich.


    Sonnabend, der 8.8.15 Tag 15


    Nachts wurde ich mehrfach durch Regengeräusche auf dem Zelt geweckt.
    Glücklicherweise geht's regenlos ab vom Hof.


    Schwupps, Schweden again und rüber, rein da.
    Die Eintönigkeit greift um sich. 100km Waldmeditation.
    Habe keine Schwedenkarte mehr. Aus der 26 wird die 62, kleiner Zahlendreher, Richtung
    Karlstad. Von Zeit zu Zeit nieselt es. Die Meilen aus dem Boden stampfen. Durchs Värmland Richtung Göteborg auf der E45. Sich über Schilder freuen, die weniger Kilometer anzeigen.
    Schweden im Schnelldurchlauf.


    In Göteborg soll mich eine Fähre nach Fredrikshavn bringen. 434 DK kostet mich der Spaß und erspart mir die weitere Fahrt nach Helsingborg mit dem sich anschliessenden Inselhopping.




    Um 20.30h setze ich 3 Stunden lang über. Was folgt, ist ein Nachtritt vom Norden Dänemarks nach Kiel. Um 5.00h in der Früh reite ich in meiner Heimatstadt ein. Gut zerschossen, aber noch wach vom langen Weg nach Hause.




    Hier endet der Bericht der Reise.


    Wisedrum

    Teil 6


    Mitttwoch, der 5.8.15 Tag 11


    Regen weckt mich. Er hört auf, ich packe und fahre rechtzeitig zur Fähre.
    Eine wunderbare Strecke durch eine Märchenlandschaft versüßt mir den Abschied von den Lofoten, bevor ich 3,5 Stunden auf der Fähre nach Bodo abhänge. Ich empfinde solche Fahrten als vertane Zeit, und wähle sie nur als notwendiges Übel, ohne dass mir dabei Übel wird. Im Hintergrund verschwinden langsam die mich unterhalten habenden Berge der Insel.


    11 Tage unterwegs, ich spüre den Zeitpunkt nahen, an dem dieser Trip genug ist. Genug mit dem Zeltauf- und Abbau, des Campingplatzansteuerns, den sich dort bildenden Zweckgemeinschaften, den Wohnmobilen und deren Insassen, den Touristen, von denen ich auch einer bin. Noch ist es nicht genug. Keep on going!


    Die Pracht der Lofoten setzt sich auf der Küstenstraße 17 fort. Hübsche Berg - und Fjordwelt, durch die die CB, ihrem Tanksymbol Rechnung tragend, beflügelt swingt. Ein herrliches Kurvenschwingen ist das. Oft bin ich allein auf weiter Feld und Flur. Beim Rasten keine Störgeräusche weit und breit. Ein paar Vögel kreischen und piepsen. In der Mitte von Norwegen. Der Scenic Route.


    Ich wundere mich, wie viel Schmutz die Honda aufnehmen kann. Von Glanz keine Spur mehr. Ein Touringbike eben und kein schlechtes. Auf so einer ausgiebigen Tour habe ich die Gelegenheit, mich einmal weitläufiger an die Honda zu gewöhnen. Stunde um Stunde, Kilometer für Kilometer. Erste Schwachstellen an Mensch und Maschine nach 4.300km, so es denn welche sind, nerven nicht mehr. Das Team ist eingespielt und erprobt. Selbst der Hinterradreifen hält erstaunlich lang. 18.700km bis jetzt und da geht noch deutlich mehr.




    Mist, kaum sitze ich an Bord auf einer der zahlreichen zu buchenden Fähren auf dem Küstenweg, kommt die junge Bordlady angelaufen und berichtet mir, die CB sei umgefallen, Benzin laufe aus.
    Doof das, da ich sie beim Verlassen des Unterdecks noch ausgiebigst befragte, ob meine Maschine so sicher für die Überfahrt stehe. Sie bejahte mehrmals.


    Ein junger Bordingenieur half mir, die "verrutschten Teile mittels seines herbeigeholten Werkzeugs, namentlich Gasgriff, Windschild und Spiegel, wieder in Position zu bringen.
    Kaputt ging auch bei diesem Umfaller Nr.2, dem letzten auf meiner Reise, nichts. Gute Sturzbügel und auch die reichlich gefüllten Packtaschen federten diese Erschütterung und mögliche Kaltverformung ab. Peinlich war der Besatzung der Vorfall allemal. Bei einer Motorradtour ist ständige Wachheit geboten. Kleinste Fehler rächen sich oft bitter.
    Hätte ich den Hauptständer statt des Seitenständers genommen, tja dann, hinterher bin ich schlauer.


    Besonders wirkungsvoll im Sommer, Schnee auf den Bergen.
    Nebel dagegen, stark vorhanden in der Küstenbergwelt, hüllt alles in optische Watte und versperrt bisweilen zu sehr die Sicht.




    Vor Nesma schlage ich auf einem rezeptionsunbesetzten Platz auf.
    Es ist schon spät.




    Donnerstag, der 6.8.15 Tag 12


    Die Eingangsformulierung vom Vortag trifft diesen Morgen genauso zu.
    Regen prasselt seit Stunden ans Zelt.
    Wie ich Regenfahrten und nasse Klamotten liebe.
    Werde die 17 nach Nesma weiterfahren, dort eine Fähre nach Levang buchen.
    Von der 17 in Leivosen auf die 78 abbiegen, die mich auf die E6 führt.
    Dann versuchen bis Stjördal auf Höhe Trondheim zu gelangen. So der Plan, ich packe.


    So läuft's dem Ende entgegen bei mir meist. Routen in den Blick nehmen, Strecke machen und los.


    Warten auf die Fähre, Kaffeetrinken, je mehr ich trinke, desto billiger wird er. Erst 20 NK, dann 15NK, dann frei, ist eine gern genommenen Ansage. Tanken und Einkaufen in Nansens vertreiben die Zeit des 1,5 Std langen Wartens.


    Stories don't end. Just someone stops listening, or even reading.
    Die Story, seine Komfortzone zu verlassen, um sich auf Reisen mit dem Zelt im Gepäck und dem Motorrad unterm Hintern umzusehen. Doch diese Story wird ein Ende finden.


    Nach der Fähre werde ich die ansehnliche Küstenstraße verlassen und ins Landesinnere überwechseln. Fährnummern kosten Zeit und Geld. Beides habe ich ausreichend investiert.


    Allmählich schwindet der Regen, die Temperaturen steigen. Ich fahre auf der E6 und noch mal die E6. So schlimm, wie ich sie in Erinnerung hatte, ist sie nicht. Ganz abwechslungsreich. Immerhin das. Bis Steinkjer bleibe ich im Sattel, gut Meile gemacht und schaue in der Nacht noch ein wenig aufs Wasser.

    Teil 5


    Montag, der 3.8.15 Tag 9


    nach dem Verlassen des Platze hänge ich wieder auf der E6 ab bei Nieselregen und ungemütlichen 11Grad. So schmeckt der Sommer nicht!
    Irgendwann wechsle ich auf die 855 nach Finnsens. Nach den Lofoten steht mir der Sinn, auf die mich die Fähre bei Gryllefjord bringen soll. Inzwischen sackt das Thermometer auf 9 Grad ab.
    Puh, das ist frisch. Schöne Gegend, leider keine Fotos, die schönsten sind eh im Kopf, irgendwo, da wo auch die vielen anderen sind.


    Abends auf einem felsigen Atlantikplatz, den ich vor 5 Jahren schon einmal anlief, ist Auslüften
    meiens Zeltmaterials zwischen weiteren Regenschauern angesagt. Heute habe ich zum ersten Mal auf der Tour gekocht. Erstaunlich, was alles mit auf die Reise geht, um irgendwann eingesetzt zu werden. Gut, dass die meisten Plätze, wie dieser, einen beheizten, rund um die Uhr offenen Koch/Aufenthaltsbereich besitzen. Bei 8Grad ganz willkommen.


    Dienstag, der 4.8.15. Tag 10


    11.00h die Karawane zieht weiter, Andenes auf Wiedersehen.
    12 Grad, windig, zu Gestern ein echter Fortschritt. Ich durchstreife die Vesteralen und
    überquere folgende Brücke zum Sortland.





    In einer Minibank gab's frisches Geld und anschließend ein paar weiterführende Gedanken, nebst neuer Norwegenkarte von einem Angestellten des nebenan liegenden Touri Info Büros.


    Landschaftlich, wenn's Wetter mitspielt, gehören die Lofoten, auf die mich eine Fähre brachte, zu den schönsten Spots Norwegens. Sozusagen ganz Norge in klein auf einem Fleck.




    Auf dem Weg nach zum Fährort Melbu wählte ich den Küstenweg um die Insel, auf der meine GOPro endlich ihre Anwendung fand, im Festhalten der entzückenden Bergwelt.
    Danach hielt ich sie ständig auf der Fahrt durch Lofoten in den Hand und wusste gar nicht, was ich als nächstes filmen sollte. Zu zahlreich die Monumente um mich herum.


    35km vor Moskenes zelte ich im Skagen Camping, wieder ein Atlantikplatz.
    Diese Bild zeigt eine Entschädigung für die Unbilden des Wetters.
    Für diese Lichtspiele zur Geisterstunde bin ich hier aufgekreuzt.

    Teil 4


    Sonnabend, der 1.8.15 Tag 7


    Auf dem Campingplatz traf ich mehrere Biker und führte auf Englisch mit einem norwegischen GoldWingFahrer, dessen Machine nicht ganz sein Alter besaß, aber gut 40 Jahre auf dem Buckel hatte, ein ausdauerndes, fachsimpelndes Gespräch, bis die Nacht lang wurde, jedoch hell blieb.
    Er fand übergroßes Gefallen an der CB.


    Das Nordkap habe ich mir im Gegensatz zu den anderen, getroffenen Reisenden geschenkt. Fahre nicht gern dieselbe Strecke vor und zurück, schon gar nicht im Urlaub, und, um am Nordkap gewesen zu sein, dafür habe ich meine Fahrt in die Finnmark nicht angetreten.


    Auf meiner Fahrt nach Alta, die E6 entlang, machte ich einen Abstecher bei einem ausgewanderten, mir empfohlenen, deutschen Schlittenhundbesitzer mit einer MZ und Harley, der mir einen aufschlussreichen Einblick in sein Leben und das Dasein hier oben auf der Höhe von Alaska gab. Vor allem im Winter ein spannendes Unterfangen, gerade logistisch, wenn die Schneestürme toben. Fragen, die der Sommer nicht stellt, der sich leider zusehends einregnete.




    Diesen italienischen GS Treiber traf ich häufiger, so wie viele andere Motorradfahrer, da es logischerweise nicht so viele Straßen in diesem Gebiet gibt und alle die gleiche Tour vor- oder zurückreiten. Er reiste mit Sozia. Eine Option, die mir nicht auf der CB in den Sinn kommen würde. Wenn mit Freundin, dann auf alleinigem Motorrad. Wenn. Die beiden "quälten" sich in gummierten Lederklamotten, meine blieben eingepackt, da das Textil schon mehr als befeuchtet war, von Italien hier rauf und runter. 8 Grad und Dauernässe zerren an den Nerven. Auch an meinen.


    Kleines, großes Schmakerl, das Panorama, das dieses Land bereitet, genieße ich stets auf's Neue. Hinter jeder Kurve mischt die Natur ein anheimelndes Cocktail aus den Zutaten Flora, Fauna und Landschaftsbeschaffenheit, an dem sich meine Augen nicht satt sehen können. In Skandinavien ist Norwegen der Bringer.


    In Alta auf dem Campingplatz lausche ich, in einem SamiZelt am Feuer sitzend, den Klängen von lappländischer Folkore in wechselnden Taktfolgen und einem 0,5l Dosenbier für 80 NK in der Hand. Das sind Preise! Alter Schwede. Noch nie hat mir ein Bier so gut geschmeckt.....




    Sonntag, der 2.8.15 Tag 8


    2 freundliche, ostfriesische BastelbikershovelheadstarrahmenHarleyisten laufen mir morgens auf dem Platz zur Küche über den Weg. Mit mächtigem Donnern und Grollen durch offene Tüten zelebrieren sie ihre Abfahrt, nachdem sie die losgerüttelten Teile wieder an ihren Bikes befestigten. Nicht ohne reichliches Schrauben, so ein Teil ihres Kults, führt sie die Reise zum Nordkap und zurück.


    Dieser Philosophie muss ich mit der Honda keineswegs huldigen. Ausser Tanken und Kette geschmiert halten, bei Dauerregen keine leichte Sache, liegt bei diesem genügsamen Muli rein gar nichts an. Starten, fahren und gut ist. Öl, Luft? Keine Fragen!
    Das ist die Philosophie des Motorradwanderns, die mein Herz erfreut.


    Das Wetter ist frisch und durchwachsen, mal Nässe von oben, mal nicht.
    Von meiner Großskandinavienkarte habe ich mich getrennt, zu zerfleddert und feucht. Eine Minikarte, in Folie verpackt, sollte vorerst reichen.


    Heute 320km, deutlich mehr als 170km gestern, spule ich in der Waschstraße in der Nähe des Atlantiks ab. Das Kettenspray ist verbraucht. In Norjestboten bleibe ich. Alles ist nass. Gute Nacht. Mit Bildern wie diesen im Kopf schlafe ich ein.

    Teil 3


    Donnerstag, der 29.7.15 Tag 5


    11.00h, it's time to move on, time to keep on going!
    Kein Mensch weit und breit zu sehen, Campingplatz tschüs!


    Auf der E75, auf dem Weg nach Rovaniemi, gleite ich mit 100km/h auf einer sehr guten Asphaltdecke durch endlose Wälder. Auf meiner Tour sehe ich mehr Biker als vor 2 Jahren
    auf meinem Trip nach Gibraltar. Gleichfalls vollbepackte Reisende
    oder Einheimische auf den unterschiedlichsten Motorrädern, gleichwohl BMW GSe und Harleys am zahlreichsten vertreten sind. Skandinavien - motorbiking nations.


    Rovaniemi ist eine einzige Bausstelle. Ganz in der Nähe verläuft der Arctic Circle.
    Ein Schild weist auf das Rentierzuchtgebiet hin. Wohl eher Mückenzuchtgebiet.
    Aber dann und dazu noch ganz in Weiß:




    Nach dieser Begegnung, anders als in Deutschland Wildwechsel, lassen sich die Rentiere nicht sonderlich stören und man muss einen günstigen Zeitpunkt erwischen, sie zu passieren.
    Anschließend scanne ich auf der weiteren Tour im Norden die Fahrbahnseiten sehr sorgfältig.


    In Kittila im Supermarkt fällt mir auf, dass die dortige Uhr eine Stunde weiter schlägt als meine Uhr. Finnland macht bei dem Sommerzeituhrumstellblödsinn nicht mit.



    Die Ruhe der Landschaft überträgt sich auf mich. Leider auch der Regen. Ab 21.00h halte ich nach einem Campingplatz Ausschau, die hier oben nicht mehr so zahlreich vertreten sind.
    Er liegt an der E8. So viele Mücken habe ich noch nie auf einem Fleck erlebt. In voller Montur errichte ich das Zelt und versuche den Schlafbereich von ihnen frei zu halten. Auf Grund des Moskitonetzes ein ganz gutes Unterfangen. Doch ruckzuck ist die Lippe dicht und mein Gesicht hat die Beulenpest ergriffen. Um 0.30h ist es hell draußen.


    Die Finnen können ihr Bier frei zugänglich in den Läden mit 4,5% Umdrehungen kaufen.
    Kahrus III und Sandels sind die Sorten meiner Wahl.


    Freitag, der 30.7.15 Tag 6


    Was für ein Sommer? Es regnet in Strömen seit Stunden.
    In einer halbwegs trockenen halben Stunde verdufte ich. Ratz fatz.
    Zunächst ein wenig zurück auf der Piste. Unterwegs halte ich an einer Rentierfarm.
    Die Tiere stehen wie angewurzelt auf abgegrasten, eingezäunten Flaächen herum. Ganz anders als ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Auch das kann ein Rentierleben sein. Schade!


    Von der E8 bog ich auf die 93 nach Kautokeino ab. Out of the woods. Hier gelange ich langsam in Hochebenen mit kleinerem Baumbestand. Und haste nicht gesehen habe ich Finnland verlassen.




    Inzwischen ist die Honda ganz schön eingesaut, besonders an den vorderen Motorteilen. Das werden ihre Reisetrophäen auf diesem Trip going north.


    Die Fahrt über die 93 ist das reinste Tundrabilderbuch. In Karasjok verweile ich, einer Kleinstadt inklusiv Tankstelle, die andere Orte, frei nach dem Motto 3 zusammenstehende Häuser erhalten einen Namen, nicht besitzen. Die Reserve wurde mächtig ausgelotet. Da ging einiges.
    Den Samitourismus gäbe ich mir nicht, der die Stadt wie ein roter Faden durchzieht. Museum etc.


    In einem Supermarkt eines weiteren Ortes läuft mir eine alte Lappländerin in ihrer Tracht über den Weg. Schon recht anders das Gefühl hier weit oben mit seinen Menschen, so man sie denn trifft.


    Mittlererweile dümpeln 4 Währungen in meinen Taschen herum, die ich durch Wegsortieren in Pastikbeutel auseinander zu halten versuche. Bei den Münzen streckt's mich nieder.


    Oft hatte die Sonne beim Cruisen ein Einsehen.




    In Lakselv, kurz vorm Nordkap, schlage ich das Nachtlager auf.

    Teil 2


    Montag, den 27.7.15 Tag 2


    Die Routine des Campens und Fahrens aus früheren Touren kommt langsam zurück.
    Die E4 ist nicht besondes spannend, einzig der Väldern See und die Überquerung des Gothakanals boten Abwechslung zu den mit Zäunen gesäumten Wäldern, oder den zahlreichen Wiesen und Feldern. Sobald die Sonne über der Wolkendecke hervorlukt, wird mir warm und ein Gefühl von Sommer stellt sich ein. Alle 260km tanke ich nach, lese, rauche, trinke und esse. Stockholm bleibt rechts liegen, in Upsala mache ich Station, dessen Stadtbild -und Treiben mich nach der gewissen Eintönigkeit des Fahrens in den Bann ziehen.




    In Värje spricht mich ein junger Firebladefahrer ob meines Motorrads nach einem Supermarkteinkauf an. Nach einem Plausch auf Englisch zeigt er mir vorausfahrend einen Campingplatz in der Nähe, der mein Nachtquartier wird.


    Dienstag, der 28.7.15 Tag 3


    Nachts begegneten sie mir das erste Mal, die Mücken, "possierliche" Tierchen,
    gehören zu Schweden dazu, wie das Amen in der Kirche.


    Beim Fahren wird die E4 langsam durch vereinzelte Seen und hügeliges Auf und Ab interessanter.
    Meine Entschleunigung hat sich im Einklang mit den schwedischen Behörden auf 90- 105km/h heruntergeregelt. Viele Motorradfahrer streifen meinen Weg.





    Um 16.00h bruzelt die Sonne bei 23 Grad. Der erste Balken der Tankanzeige verschwindet bei 104,2 km. Mein bisheriger Rekord. In Umea ist es nachts um 23.00h noch hell, bzw. dämmerig. Dieses Licht habe ich gesucht und noch mehr Licht.


    Der Campingtrott hat mich gefangen. Plätze unterschiedlich und doch gleich.
    Wohnmobile, Wohnwagen, Zelte, kleine und große Leute. Und Mücken.
    Ein Gefühl von Heimat besteht darin, in der Fremde eindocken zu können nach eigenem Vermögen. Das Bier hat nur noch 3,5%, reicht trotzdem, und die Honda unterbot leicht die 4l auf 100km. Passt alles!


    Mittwoch, der 24.7.15 Tag 4


    Ein Rasenverdichter zieht um 6.30h seine Runden auf dem nahegelegenen Fussballplatz. Blöder Wecker! Bald fahre ich weiter und der Lärm von zusätzlichen Motorsägern verklingt in meinen Ohren. Nord und nördlicher geht's hinauf schon über 2.000km weit. Landschaften fliegen vorbei, huschen durch die Augen. Nur weniges bleibt hängen. Mir fallen viele verlassene Häuser längs der E4 auf. Diese Anblicke zeigen sich noch häufiger auf der Tour.
    Dunkles Gebräu zieht über dem Hafen von Lulea, meine Rasstätte, hinweg ohne abzuregnen.
    Die Honda ist mit gefühlten 50Kilo Gepack reichlich beladen. Beim Fahren alles kein Problem. Beim Herabrollen von einem Kantstein, wegen das Kats gebe ich besonders Obacht, kippt mir das Motorrad zur Seite nach rechts weg. Kein Schaden, gute Sturzbügel! Aufgerichtet kriege ich meinen Trumm nicht mehr. Eine Frau, die mir anschließend "Good Luck" wünscht, bitte ich um Aufricht(ige)Hilfe.




    Dunkle Wolken begleiten mich fortan auf der Fahrt nach Haparanda, das mich, und haste nicht gesehen nach, Tornio in Finnland überleitet, gepaart mit dem ersten Regen. Im Regen baue ich das Zelt auf. Auf meinem Streifzug über den Platz begegne ich einem Finnen, der gerade eine Pause zwischen seinen Saunagängen einschiebt. Er könnte in "Popularmusik aus Vitula" mitspielen. Eine Unterhaltungen kriegen wir mangels gemeinsamer Sprache nicht hin, er spricht nur Finnisch.

    Da ich nur 3 Bilder pro Beitrag anhängen kann, splitte ich die Schilderungen auf mehrere Beiträge, denn die Bilder sollen das Geschriebene illustrieren. Wer Muße hat, möge lesen
    und sich erfreuen.


    Teil 1


    Am Sonntag , den 26.7.15, ging's gegen 11.00h frisch gesattelt und bepackt in Kiel endlich los.




    Über's Festland, an Kolding vorbei, fuhr ich über Fünen auf der Störbaltbrücke (18,-€) nach Seeland, passierte Kopenhagen und gelangte gelangte mit der Fähre (27,- €) von Helsingöer nach Helsingborg.




    Schwupps war ich in Schweden, 2 weitere Länder hinter mir gelassen habend. Dort verschlug es mich noch ein Stück nach Norden auf der E4, bevor das Zelt zum ersten Mal aufgebaut wurde nach einem über 600km langen Ritt.




    2 Schwachstellen, die mich auf der weiteren Tour beschäftigten traten auf der CB zu Tage. Das permanente, stundenlange Gasgeben trotz Handtempomat, für meine rechte Hand recht ungewohnt und die Sitzbank, ihr kennt das. Erstes stellte sich in der ersten Woche durch Gewöhnung und dem Spiel, auf welche Weise Gas gegeben wird, ab. Zweites blieb während der ganzen Tour ein Thema, das mal mehr oder weniger eine Rolle spielte. Verschiedenste Sitz- und Turnübungen ermöglichten das weite Reisen. Gemütlichere Sitzgelegenheiten sind anders.

    Hallo Robin,


    mag sein, dass nur Gehäusetemperaturwerte übermittelt werden.
    In jedem Fall sieht das Teil adrett und wichtig aus, das ist doch auch schon was.


    Denke mir, bei der Kawa wird auch nur der Fühler von Spritzöl getroffen. Schraubt man bei den Maschinen die Messgräte nach der Fahrt heraus, sind sie jedenfalss ölbenetzt, ein Indiz dafür, dass da etwas getroffen wird, oder? In beiden Motoren stecke ich während ihres Laufes nicht drin, kann also kein einhelliges Bild zum Modus Vivendi abgeben. Welcher wo mehr getroffen wird, bleibt hiermit ein ungeklärtes Geheimnis.


    Wisedrum