Probleme mit ABS

  • #21


    Kann ich auch nur empfehlen, auch nach Rad-aus/einbau und Reifenwechsel.
    Seit die ABS-Ringe je nach Motorrad teilweise nur noch fragile Blechpressteile sind, kontrolliere
    ich nach der Radmontage zudem den Rundlauf und gleichmäßigen/richtigen Abstand zum Sensor.

  • #22

    Also,


    das Thema ist mir zu heiss, deswegen war ich gestern sofort in der Honda Werkstatt.
    Der Techniker hat sich das Ganze angehört und gemeint, dass das wohl so normal sei, weil "es Situationen gibt, in denen auch ein ABS schon mal blockieren könnte, es kommt auf Temperatur, Strassenbelag, Feuchtigkeit, etc. an". Ich dagegen war der Meinung, dass ABS einfach nicht blockieren darf, da ansonsten der Sinn und Zweck der Veranstaltung völlig verfehlt sei. Der Trainer bei meinem letzten ADAC Sicherheitstraining hat das Ganze ja auch gesehen und die anderen Teilnehmer hatten diese Probleme nicht, gleicher Strassenbelag, gleiche Bedingungen.


    Er meinte, er könnte ja mal bei Honda nachfragen und hat sich dann diesbezüglich meine Bremsen angeschaut, Bremssättel abgeschraubt, reingeschaut, überprüft und nichts gefunden, ausser, dass die Lochscheibe ein wenig Belag hatte, den er weggeputzt hat, die Löcher und die gesamte Lochscheibe waren aber völlig in Ordnung.
    Er will mich informieren, sobald er diesbezüglich eine Antwort von Honda bekommen hat.


    Natürlich, ich habe erst 6 Monate Motorraderfahrung, meine Maschine ist auf 48 PS gedrosselt, aber ich bin schon über 3500 Kilometer gefahren, dieses Jahr allein über 2500 Kilometer, und ich weiss natürlich, wie ein ABS reagieren soll. Ich fahre einen überwiegenden Teil auf der Autobahn, ca. 130-140 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, aber oft bis 160 km/h hoch und bin stundenlang durch strömenden Regen gefahren. Auf der Autobahn fährt gerne mal ein LKW 20 Meter vor einem auf die mittlere Spur, so dass man schnell reagieren und bremsen muss, gern genommen werden auch Wagen, die zuerst die Spur wechseln, sich dann aber überlegen, doch wieder, wenn man selber gerade in einem Überholvorgang ist, auf die vorherige Spur zurückzuwechseln, das alles geschieht in Bruchteilen von Sekunden bei 130, 140, 150 km/h.


    Ich muss mich auf meine Bremsen bzw. auf mein Motorrad blind verlassen können, man hat so schon genug zu tun, den Verkehr zu beobachten und zu schauen, was sich gerade vor einem und im Rückspiegel abspielt, welche grauen Audi A6 Kombis (oder neuerdings Skoda Kombis), mit 240km/h auf der linken Spur an einem vorbeiziehen. Ich habe wirklich keine Zeit, bei einem ausscherenden LKW (und das kommt pro Woche mindestens 2 Mal vor), erst einmal gemütlich Bremsdruck aufzubauen, den Druckpunkt zu suchen um dann irgendwann mal ABS zu aktivieren.
    Wenn ich in einem Gefahrenfall nicht sofort in die Eisen gehe, dann wird es super gefährlich, ausweichen ist auch nicht einfach, da auf der linken Spur einfach zu viel los ist.


    Ich weiss ja nicht, woran das liegt, an der Geschwindigkeit, an der Fahrweise, und in letzter Zeit denke ich, dass ich da irgendwas falsch gemacht habe, aber dass dem Trainer das beim Training sogar aufgefallen ist, sagt mir, dass da irgendwas nicht stimmt. Ich werde in nächster Zeit mal selber das ABS austesten (ich fahre das ABS ab und an mal in den Regelbereich um zu sehen, dass es noch funktioniert und mich daran zu gewöhnen), als ich die CB bekommen habe, habe ich das auch öfter gemacht, allerdings war die Geschwindigkeit da noch nicht so hoch, deswegen ist mir vielleicht auch nichts aufgefallen.


    Lederkombi hat es ja angesprochen und ich habe von Anfang an genau so gedacht, wenn eine Gefahrensituation auftaucht muss man sofort in die Eisen gehen, mit aller Kraft, ansonsten braucht man so ein ABS sich erst gar nicht anschaffen. Klar, man muss nicht immer gleich in den Regelbereich, in vielen Situationen bremst man "normal", aber ich rede von Gefahrensituationen, Notbremsungen, etc. da zählt nicht nur jeder Meter, es zählt eben auch die Geschwindigkeit, die man beim Aufprall hat, es ist eben nicht egal, ob man mit 100 km/h oder "nur" noch mit 40 km/h durch die Gegend geschleudert wird (obwohl man wohl in beiden Situationen schlechte Karten hat, aber die Chancen sind eben höher...).


    Mag sein, dass ich mich irre, aber wenn ich mit so einem System unterwegs bin, riskiere ich mein Leben, meine Unversehrtheit, nicht die von Honda, und da denke ich, ist es nicht zu viel verlangt, dass die sich darüber etwas mehr Gedanken machen. Auch wenn es übertrieben erscheint...


    Vielen Dank für Eure Antworten

  • #23

    Ein paar Fragen:
    - Hast Du die Maschine neu gekauft?
    - Was für Belag war das auf der Lochscheibe, Rost? Schmutz?
    - Ist die Batterie noch stark bzw. voll geladen? (ABS-Systeme (können) reagieren gerne empfindlich auf Unterspannung -> insbesondere beim Anlassen gibt es bei schwächelnden Batterien gerne zu wenig Spannung im System.


    Es kann durchaus sein, dass das ABS etwas verzögert einsetzt, je nach Strassenbelag etc. Ein ABS erkennt letztlich nur ob ein Rad sich dreht oder eben nicht und diese erfolgt via den erwähnten Schlitzen/Löchern in der Lochscheibe am Rad. Diese Erkennung benötigt immer ganz wenig Zeit und so "rutscht" das Rad immer ganz wenig bei einer Vollbremsung. Die max. Verzögerung wird letztlich kurz vor dem Rutschen (also am Grenzübergang zwischen Haft- zur Gleitreibung) erreicht. Je nach Untergrundwechsel, z.B. griffiger Belag zu Strassenmarkierungen (!) kann das Rutschen durchaus unangenehm sein und es spürbar dauern, bis der Reifen wieder haftet bzw. sich zu drehen beginnt. Zum Drehen muss der Reifen ja wieder beschleunigt werden und dies bedeutet, es muss eine ausreichend grosse Haftkraft an der Bodenkontaktfläche greifen können. Einfach nur Bremse öffnen (durch den Modulator) reicht da nicht!
    Trotzdem, ABS funktioniert in der Regel perfekt und ich vermute in Deinem Fall eher ein Problem im System, als beim Fahrer (immerhin warst Du ja in diesem Fahrtraining). ABS Systeme funktionieren bei Motorrädern sehr ähnlich, es gibt da wenig Unterschiede zwischen den Marken. Dein Problem könnte u.a. wie oben erwähnt elektrischer oder hydraulischer (Druckmodulator) sein. Aber dazu müsste man das Motorrad genauer untersuchen können.

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #25

    Hallo,


    Beim Bremsen mit der Hinterradbremse gibt es keine dRDL, diese dRDLV entsteht dadurch, dass quasi um den Radaufstandspunkt des Vorderrades ein Moment erzeugt wird (Hebelarm ist der Radradius) und dieser Hebelarm versucht das Motorrad um die Vorderradachse zu drehen


    Das stimmt so nicht. Natürlich gibt es auch beim ausschließlichen Bremsen mit dem Hinterrad eine dyn. Radlastverlagerung. Das Bremsmoment wird durch das Vorderrad aufgenommen.




    Wieso soll man nun nicht ruckartig in die Bremse bzw. was genau passiert da? Beim Bremsen wirkt immer (sofern die Vorderradbremse mitbremst und davon gehen wir jetzt aus) dieses Drehmoment um die Vorderradachse. Wenn man nun Ruckartig bremst, dann beginnt die Maschine zu steigen (Stoppie), das ASC, sofern vorhanden (=Antischlupf bzw. Stabilitätskontrolle) verhindert solches indem es die Bremse wieder kurzzeitig löst -> ABS-Funktion. Hat man kein ASC und unsere CB hat keines, dann passiert etwas anders bzw. dieses Andere wird entscheidend:



    Zum Stoppie:


    Der Hebelarm ist nicht der Radradius, sondern die Höhe des gemeinsamen Schwerpunktes (Fahrer und Maschine).


    Für einen Stoppie entscheidend ist die Höhe dieses Schwerpunktes und der Abstand zur Auflagefläche des Vorderrades.


    Dieses ist der Grund dafür, das Stoppies bei Choppern nicht vorkommen


    Gruss
    Lutz

  • #26


    Hallo Lutz


    Da das Vorderrad bei einer Hinterradbremsung dreht, gibt es tatsächlich keine Radlastverschiebung nach vorne.
    Was es aber gibt und das bemerkt jeder, der nur hinten bremst: Das Fahrzeug neigt sich leicht nach unten bzw. vorne. Dies aufgrund des Hebels am Hinterrad. Wie Du korrekt vermerkst, ist es der Schwerpunkt bzw. dessen Angriffspunkt. Dieser Hebel reduziert die mögliche, theoretisch erreichbare Bremskraft am Hinterrad.




    Es ist korrekt, dass der eine Hebelarm der Angriffspunkt des Schwerpunktes zur Radachse ist und der zweite der Radradius. Je höher man nun auf der Maschine sitzt bzw. je höher der resultierende Schwerpunkt und je kleiner das Rad, desto grösser wird die Stoppieneigung. Der "Gegenhebelarm" ist aber durchaus der Radradius, denn wir haben hier nicht einen starren Hebel mit nur einem Drehpunkt, sondern eben deren 2 (einmal das Radlager und dann den Radaufstandspunkt)!


    Auch mit Choppern lässt sich ein Stoppie realisieren, allerdings wird es aufgrund der Geometrie schwieriger bis praktisch unmöglich, theoretisch aber durchaus. Ab einer gewissen Länge der Gabelholme wird jedoch der Winkel mit der daraus resultierenden Kraft so gering, dass der Effekt nicht mehr spürbar wird bzw. das Vorderrad die Verzögerungskräfte nicht aufnehmen kann und schlicht über den Asphalt rutscht (bei ausreichender Dimensionierung der Gabel).

    CB1100EX 2014 in rot, leider inzwischen verkauft.

  • #27

    Hallo Coliban, ich will Dich nicht belehren oder gar etwas besser wissen, als Du oder sonst jemand hier. Ich versuche nur - so gut ich es kann- Dir bei Deinem Problem zu helfen.
    Die Frage ist doch, wie bringe ich in einer Gefahrensituation, in der ich nicht ausweichen kann, die CB auf dem kürzesten Weg sicher zum Stehen.
    Nicht der gewinnt, der möglichst schnell bremst, sondern der, der frühst möglich (sicher) steht!
    Aber, das was Du schreibst, bestätigt meine Vermutung. Du fährtst noch nicht sehr lange mit der CB.
    Mitursächlich dafür, daß bei manch anderem Motorrad, wie Du schreibst, das Problem nicht auftritt, könnte es zum einen auch sein, daß die Bremsen der CB ziemlich gut sind.
    Zum Anderen könnte es aber auch sein, daß Du (noch) falsch bremst. Schwieriger als das Fahren ist bekanntlich das richtige Bremsen beim Motorrad. Lass doch mal einen Motorradfahrer, der oft und schon lange fährt, mit Deiner Maschine eine Vollbremsung machen. Es könnte sein, daß es bei ihm kaum Probleme mit dem ABS gibt. Denn wer schon in " Vor-ABS-Zeiten" Motorrad fuhr, ist vermutlich instinktiv gewohnt mit der Vorderradbremse etwas vorsichtiger umzugehen als Du das möglicherweise machst. Das war früher schon deshalb notwendig, um einen Sturz oder gar einen Überschlag zu vermeiden. Er wird es vielleicht schaffen die Maschine schneller und sicherer zum Stehen zu bringen als Du, indem er den Bremshebel nicht ruckartig mit Gewalt durchzieht, sondern schnell aber gefühlvoll, mit sich steigernder Kraft. Dabei wird er immer darauf achtet wie die Maschine reagiert. ("Popometer" einschalten!)
    Das klappt bei mir auch nicht immer, schon garnicht, wenn ich panisch reagiere, aber ich übe es immer wieder mal und nicht nur beim Sicherheitstraining. So versuche ich es mir (wieder) anzutrainieren, was durch die viel besseren Bremsen nicht einfacher geworden.
    Viel Erfolg und eine sichere Fahrt wünscht Dir Max

  • #28

    Ohne, daß ich nun etwas neues beitragen kann, möchte ich einen Punkt anführen, der m.E. so nicht haltbar ist, sondern u.U. sogar gefährlich ist (wegen längerer Bremswege)!



    Mal aus meiner aus meiner laienhaften Sicht:
    Die dynamische Radlastverlagerung sorgt u.a. dafür, daß auf dem Vorderrad mehr Gewicht lastet und damit die Aufstandsfläche sich erhöht. Die wiederum erhöht die maximal zu übertragende Bremskraft. Dieser grundsätzliche Zusammenhang gilt auch bei ABS.


    Im Fall einer zu hohen Bremskraft bei zu geringer Aufstandsfläche löst das ABS die Bremse kurz und baut dann wieder Druck auf. Damit verlängert sich im Vergleich zu einem konstant hohen /nicht ganz gleich hohen) Druck der Bremsweg.


    ABS ist schließlich kein BremsAssistenzSystem, sondern lediglich ein AntiBlockierSystem :eusa-whistle:


    -> auch bei ABS nicht ruckartig Druck aufbauen. Ist zwar nachvollziehbar, aber dennoch nicht gut



    Und hier noch ein Text von Bosch mit der zentralen Aussage:


    "Die erste Regel beim Bremsen mit ABS lautet: Bremsen Sie so, als hätten Sie kein ABS.
    Beginnen Sie die Bremsung möglichst mit der Fußbremse.
    Ziehen Sie den Bremshebel zügig aber nicht schlagartig. Erst wenn sich die Bremsbeläge voll angelegt haben sollten Sie den Bremsdruck schnell und stark erhöhen."
    Quelle


    Falls jemand das alles nun wirklich physikalisch ganz genau wissen möchte: bitte schön

  • #30


    Stimmt Max, der ist wirklich lesenswert, nur der Aspekt mit dem nicht-ruckartigen Bremsen fehlt m.E.

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