Was erwartet mich bei der CB1100 im allerschlimmsten Fall?

  • #1

    Guten Tag zusammen,


    ich möchte mir ein klassisches Retro-Motorrad kaufen und bin über die CB1100 EX, die V7 und über die W800 gestoßen.


    Am schönsten von allen finde ich in der Tat die Honda, die im Vergleich zu den anderen beiden auch über mehr als ausreichend Leistung verfügt und die ich auch für am meisten tourentauglich halte.


    Nun habe ich noch nicht allzu lange meinen A-Führerschein, habe mir aber sagen lassen, dass Honda so ziemlich das Nonplusultra hinsichtlich Zuverlässigkeit darstellt. Auch, wenn ich hier im Forum quer lese, bekomme ich nicht den Eindruck, dass dieses Motorrad sonderlich anfällig wäre und genau darum geht es mir: ich möchte ein Motorrad ohne Schnickschnack, was einfach funktioniert. Womit ich zuverlässig cruisen kann und Laufleistungen von 100.000 und mehr Kilometern erreichen kann.


    Nun stehe ich quasi kurz vor dem Kauf der Honda, habe mir schon einige Modelle geparkt und dann stolpere ich hier im Forum über einen Beitrag aus 2021, der eine defekte ECU zum Thema hatte. Schlimm genug, dass die Kosten auf 2000 Euro veranschlagt waren, noch viel schlimmer aber, dass das Ersatzteil auf Monate hinweg nicht lieferbar war. Leider ist der thread nicht zu Ende geführt, sodass ich nicht weiß, ob das Ersatzteil überhaupt noch zu bekommen war.


    Ich muss sagen, dass das meinen bislang positiven Eindruck doch sehr getrübt hat. Mir ist klar, dass es sich hier wohl um einen bedauerlichen Einzelfall handelt, aber was, wenn es mich auch trifft?


    Ich hege und pflege seit vielen Jahren einen BMW E39. Ich weiß, dass quasi jedes verbaute Teil kaputt gehen kann, musste auch schon das ein oder andere mal horrende Summen für Reparaturen berappen, aber mein Auto läuft. Ersatzteile sind lieferbar, von heute auf morgen, egal um was es geht.


    Ich möchte nicht, dass meine künftige Honda plötzlich zum Totalschaden mutiert, da ein Teil nicht mehr produziert bzw. Lieferbar ist. Ich meine, das Motorrad wurde doch bis vor wenigen Jahren auch noch produziert? Nicht lieferbare Teile für wenige Jahre alte Motorräder würde ich vielleicht bei Royal Enfield (?) erwarten, aber doch bitte nicht bei Honda.


    Viel zu lange Rede - kurzer Sinn: wenn ich +-9000 Euro für eine gebrauchte CB ausgebe, was wäre dann das schlimmste, worauf ich mich reparaturtechnisch einstellen müsste? Kann mich hier jemand beruhigen und mir sagen, dass auch die ECU noch regular lieferbar ist, genau so wie jedes andere Teil dieses schönen Motorrads?


    Sollte ich nicht doch besser eine neue V7 oder W800 kaufen, die es ja neu zum Preis einer gebrauchten CB gibt, zwei bis vier Jahre Garantie inklusive?


    Ich freue mich auf einen Austausch und werde hoffentlich bald Teil dieser Gemeinschaft sein!


    Vielen Dank fürs lesen und viele Grüße

    Nicolas

  • #2

    M.E. wirst Du genau das erhalten für um die 9.000€ . Für den Preis eine frische kaum gebrauchte CB. Würde mich nicht von einem vermutlich Einzelfall abschrecken lassen. Wie bei allen Motorrädern hängt es bei der CB davon ab, wie man sie behandelt und wie sich die Behandlung auf das Motorrad auswirkt. Einfache Gleichung: Bist Du gut zur CB, wird sie gut zu Dir sein und bleiben. Diese Gleichung geht meiner Erfahrung nach besser und eher auf als mit anderen Motorrädern. Es ist eine aus den Vollen gefräste Honda. Eine Honda. Fahre auch lange eine W800, die Gleichung geht sehr ähnlich auf. Es ist aber ein anderes Motorrad. Würde das kaufen, was Dich stärker in den Bann zieht. Von Guzzi lass ich nach einschlägiger Erfahrung die Finger. Kannst aber auch damit Dein Glück versuchen.

    Einmal editiert, zuletzt von Wisedrum ()

  • #3

    Wenn man Foren durchforstet könnte man sich fragen, warum überhaupt noch eine BMW, eine KTM eine Ducati oder sonst ein Motorrad auf den Straßen rum fährt. Alles geldverschlingende Fehlkonstruktionen mit Sollbruchstellen, die Ingenieure nach einem Voodoo Zauberlehrgang da eingebaut haben. ;)


    So defekte ECU's bei Motorrädern stellen sich am Ende auch mal als Anwenderfahler raus. Beim Überbrücken der leeren Batterie vor der ersten Fahrt im Jahr (weil zuvor die letzte Fahrt zum TÜV vor 2 Jahren war) gibt's manchmal sehr kreative Interpretationen zu eben diesem Vorgang.


    Im normalen Umfang gewartet und gepflegt (den Luftgekühlten und das Fahrwerk betreffend) kommen bei der CB i.d.R. keine Komplikationen/Defekte. Wenn mal OEM Sturz- oder Umfall-Teile gebraucht werden, hier sind die Hondapreise recht weit oben. Die anderen Hersteller ziehen hier aber auch gerade nach.


    Für die EX'n (auch für die A's) wird's noch lange OEM Teile geben. Braucht ja keiner was, liegt alles noch rum ;)


    Viel Spaß mit deiner Anschaffung, egal was es dann mal wird! :thumbup:

  • #4

    Habe meine EX SC78 zwar noch nicht ganz 40tkm, aber ohne Probleme oder gar Ersatzteilschwierigkeiten, und bin sehr zufrieden.


    Würde mich auch sehr interessieren, wie damals die Geschichte mit der ECU ausging, aber vielleicht war das ja ein temporäres Lieferproblem – waren da nicht gerade wegen Corona und & die Lieferketten extrem gestört?


    Vielleicht kann Dir Dein Hondahändler was dazu sagen. Gute Gelegenheit, dabei die Werkstatt in Augenschein zu nehmen, gute Werkstatt in der Nähe ist auch schon immer ein gutes Kriterium für die Wahl der Marke gewesen. Und Dein Anforderungsprofil umfasst Tourentauglichkeit – da könnte für längere Mehrtagestouren auch das Thema Servicedichte relevant sein.


    Guzzi hatte ich auch 50tkm (eine Bellagio), ein tolles Bike mit einzigartigen Charakter, aber bei der war Zuverlässigkeit und Werkstattverfügbarkeit schließlich der Hauptgrund (für mich), zur Honda CB zu wechseln.


    Vermutlich ist das mit der Zuverlässigkeit bei allen Japanern ähnlich, meine 1977er Suzi habe ich jetzt über 47 Jahre, sie brachte mich auch heute mal wieder wie gewohnt ans Ziel. Denke also, die guten Erfahrungen von Wisedrum mit der (bildhübschen) Kawa W800 sind kein Einzelfall.


    Ach ja, Probefahrten zum Vergleich helfen auch, hatte 2018 erst die Bonny T120 und dann die CB 1100ex selbst getestet, ähnliche Eindrücke wie in den Testberichten gehabt, und dann der CB klar den Vorzug gegeben (wegen Kurvenverhalten, Vorderradbremsgefühl, und nicht zuletzt dem Urteil meiner Gefährtin, die meinte, die CB harmoniere optisch besser zu mir (ja – zweite Person mitnehmen, vielleicht auch falls relevant, Sozius/a-Betrieb testen kann auch nicht schaden).


    Falls Du Zubehör benötigst, kann dessen Verfügbarkeit auch ein Thema sein. Bei der CB gab‘s damals im Vergleich zur Bonny T120 relativ wenig. Habe etwas suchen müssen, bis ich hier schließlich eine passende Lösung fand/erarbeitete – als ich die dann hatte, war die Kaufentscheidung klar.

    Einmal editiert, zuletzt von Blauer Drache () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • #5

    Letztlich spielt auch die Entscheidung, welchen Motortyp möchte ich fahren, eine große Rolle beim Kauf eines Motorrads. 1, 2, 4 oder wieviele Zylinder in welcher Bauform auch immer. Es gibt Motorradfahrer, die können Inline4 nichts abgewinnen und ziehen beispielsweise Eintöpfe und Twins vor.


    Finde viele Bauformen gut und interessant, deshalb besitze ich 3 unterschiedliche und bin auch begeistert vom big block der CB, der mich seit 75.000km begleitet. Die W800 nun schon rund 80.000km. Coole, schöne und gute Motorräder. Selbst die Enfield ist's - weil diese Marke als, wenn Maleschen auftreten, könne das eher verstanden werden als bei einer Honda, hier eingangs erwähnt wurde - deren Motor auf 32.000km noch nicht abgespackt ist und zuverlässig läuft. Auch ihr Steuergerät und die Elektrik hielten bislang durch.


    Ein Fahrzeugkauf beinhaltet immer das Risiko, dass die Kiste versagt. Auch die renommiertesten. Mit Glück hält es sich in engen Grenzen und das Fahrzeug tut einfach, was es soll. Es hält durch und läuft. Ob das der Fall und was der worst case sein wird oder kann, findet man nur durch Ausprobieren heraus, nicht durch im Vorfeld 'Verrücktmachen'.


    Aus meiner Sicht: Give it a try! Ob dafür 9 oder nur rund 5 Riesen für eine CB auf den Tisch gelegt werden, ist persönliche Ermessensache. Im Falle von 5 schmerzt eine Bauchlandlandung als Erfahrung weniger, kommen einem schon vorm Kauf Bedenken.

    7 Mal editiert, zuletzt von Wisedrum ()

  • #7

    Wer ein klassisch aussehendes Radel möchte liegt bei der CB 1100 sicher nicht verkehrt. Einige Exemplare haben mittlerweile 150 000 Meilen runter. Ungefähr eine viertel Million Kilometer. Und einige Besitzer machen sich einen Sport daraus, die Maschinen möglichst wenig zu pflegen. Hier in Europa machen 10000 Kilometer mehr Laufleistung nicht selten den doppelten Kaufpreis aus. Realistisch betrachtet ein Witz!


    Mein Favorit ist die 1100 RS. Jaaaaa keine Speichenräder etc ich weiss aber technisch seitens Hersteller einfach TOP!


    So oder so ist Honda einfach sehr problemfreier Fahrspass - wenn man das möchte.

    Wer ZEN beherrscht kennt keine Spritpreise

  • #9

    Also ich kann den anderen CB Fans hier absolut zustimmen, dass man mit einer Honda eigentlich nicht viel falsch machen kann (seit 30 Jahren Honda-verseucht).


    Technisch waren und sind Hondas einfach auf Laufleistung ausgelegt, und das ist den Jungs in Japan mit einer kaum vergleichbaren Kontinuität gelungen. Andere Hersteller haben auch Modellreihen, die sehr bodenständig sind, viele haben das aber erst mit gewissen Modellen oder ab gewissen Baujahren geschafft.


    Sich auf Einzelfälle bei Mängeln/Probleme zu versteifen, macht keinen Sinn: Montagsfahrzeuge, vereinzelt mangelhafte Bauteile,... hats in der Industrie immer schon gegeben und wirds auch weiter geben. Und Bedienerfehler (gerade bei moderneren Bikes mit sensiblerer Elektronik) wirds auch immer geben (hier ist nur wichtig, dass man eine gute Werkstatt hat, die auch Fehler suchen kann, wenn man nicht selbst handanlegen kann). => Der Satz: Das ist so (in der Übersetzung: Keine Ahnung wo das herkommt), akzeptiere ich persönlich nicht...


    Was Honda immer gut konnte, war das Baukastenprinzip/modellübergreifende Gleichteile: Das macht die Ersatzteilversorgung auch stabiler (und in der C-Zeit war alles knapp, ausser man musste den Klopapierhalter auf dem Bike neu bestücken, oder wollte sich aus einer FPP2-Maske einen Klapphelm bauen)...


    Der Rest ist Geschmacksache (Optik, Fahrverhalten, Motorcharakteristik, ...), und das muss und sollte jeder für sich selbst entscheiden...


    LG

  • #10

    Servus Nicolas,

    meine CB (EX - SC78) ist jetzt fast vier Jahre alt und ich mache mir keine Sekunde irgendwelche Gedanken, dass was kaputt gehen könnte, wenn ich damit fahre. Ab und zu nach Öl (kein Verbrauch), Luft und Kette schauen, das war’s. Zuvor bin ich 19 Jahre Kawasaki W650 gefahren. Es war genau das gleiche. Einfach losfahren, egal wie weit. Auch die Kawa hat nur Verschleißteile gebraucht. Objektiv ist die CB das bessere Motorrad, allerdings vermisse ich die Kawasaki mindestens einmal in der Woche. Der „Brumm“ dieses fantastischen Motors hat mich süchtig und auf jeder Fahrt glücklich gemacht. Leider sind Garagenkapazität und Freizeit begrenzt, so dass die Kawa der CB weichen musste.

    Ich bin auch schon um die Guzzi geschlichen, da sie im Vergleich zu CB eher zierlich ist (man wird nicht jünger). Und als Benelli Sei Besitzer hätt ich absolut keine Angst vor Guzzi Technik.

    Aber immer, wenn ich in die Garage gehe und das Monument von Doppeltnockenwellenvierzylinder sehe, weiß ich, dass meine Entscheidung für die CB richtig war.

    Ich würde an deiner Stelle dem Herzen folgen. Alle drei sind tolle Fahrzeuge. Und das positive Feeling, wenn du dich verliebt hast in einen der Eishaufen, ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.

    Nüchtern betrachtet ist wahrscheinlich BMW GS das beste Paket, aber weckt halt null Emotion (bei mir).

    Viel Glück bei deiner Wahl,

    Wolfgang

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