Guten Tag!
Habe ich dieses Mal alles richtig gemacht, Urlaub, Sonne + Wärme, ein neuer Glücksspender auf zwei Rädern. Manchmal passt halt alles zusammen.
800 und ein paar mehr Kilometer sind in den vergangenen 7 Tagen zusammengekommen, nächsten Dienstag steht die 1000er Inspektion an. Für ein paar erste Eindrücke reicht die Kilometerzahl allemal aus.
Allgemein: Mit meinen 174 cm Körperhöhe und durchschnittlich langen Beinen komme ich mit beiden Sohlen gut auf den Boden. Allerdings etwas gespreizt. Der Sattel drückt ein wenig an den Oberschenkeln, ist gleichzeitig für meinen Geschmack eine Spur zu weich und "wobbelig". Lenkerweite und Schulterbreite gehen sich so gerade noch aus, die Kröpfung passt. Sehr angenehm die leichte Rumpfneigung ganz ohne Druck auf den Handgelenken. Bei Bedarf kann ich etwas nach hinten rutschen, bekomme so etwas Druck und noch mehr Gespür für's Vorderrad. Ich mag das so (seit meiner Zeit mit der VFR). Mein Knackpunkt ist jedesmal der Kniewinkel, aber der geht auf der RS schwer in Ordnung.
Bedienelemente: Für meine kurzen Finger ist alles in bester Griffweite. Die Synto-Hebel sind etwas zierlicher als die originalen, kommt mir sehr entgegen. Nachdem ich lange Zeit auf LSL-Sportrasten gefahren bin, sind die gummierten Originale eine echte Wohltat. Schalten und Bremsen ist ergonomisch ausgefeilt, jedenfalls für meine Schuhgröße (42) absolut passend. Keine Sucherei, keine Hakeleien, alles funktioniert intuitiv. Die Instrumente sind auch bei starker Sonneneinstrahlung super ablesbar, bis auf die Blinkerpfeile (das kenne ich noch von der EX). Schalter und Knöpfe sind auch mit dickeren Handschuhen und kurzem Daumen gut erreich- und bedienbar. Die Spiegel sind ... na ja. Okay.
Rund um den Motor: Die verdiente Lobeshymne kann ich mir an dieser Stelle wohl schenken.
Aufgefallen sind mir die feinen, hochfrequenten Vibrationen, besonders spürbar ab 2500 U/min. in allen Gängen. Betrifft in erster Linie den Lenker. Ist aber nicht unangenehm und stört mich auch nicht.
Schalten u. Bremsen: Das Kuppeln ist eine wahre Freude, die Bremsen packen ordentlich zu. Besonders die Hinterradbremse hat mich überrascht, da geht ja richtig was! Das Bremsverhalten würde ich als "hochstabil"bezeichnen, Die Gabel taucht minimal, aber sie staucht nicht - alles sehr sanft! Die Anti-Hopping-Kupplung ist ein echtes Plus, muss man mal ausprobiert haben. Die Schaltvorgänge haben so was, hm, Organisches, alles gut nachvollziehbar, man spürt die Mechanik arbeiten, begleitet von einer eindeutigen Geräuschkulisse. Da gibt's eigentlich kein Vertun.
Fahrwerk: beeindruckend ausgewogen! Die Fuhre so richtig in Unruhe zu versetzen ist mir bislang nicht gelungen. Aber da ist noch Luft nach oben, schließlich kenne ich die Maschine noch nicht so gut und will nichts provozieren. Aber sie hat wirklich schlechte Straßenabschnitte mit Bravour gemeistert. Nicht so bequem wie seinerzeit meine 16er EX, dafür aber um einiges transparenter in der Rückmeldung.
Handling: Man spürt das Gewicht, 252 kg sind eine Ansage. Aber ich mag das. Es ist einerseits eine Herausforderung, wenn man die RS ein wenig galoppieren lässt. Andererseits vermittelt sie ein Gefühl von Solidität und Souveränität. Sie hat eine satte Straßenlage und lässt sich, wenn man mit sauberem Knieschluss und angemessener Gewichtsverlagerung fährt superleicht dirigieren. Allerdings sollte man auf eine saubere Linie achten, denn Kurskorrekturen in Kurven mag sie nicht so sehr, ebenda auch keine Variationen in der Geschwindigkeit. Dann fängt sie an, ein wenig zu driften. Vorne raus ist sie halt sehr agil, beinahe leichtfüßig, was sich etwas mit dem Fahrzeuggewicht beißt. Da spielt auch der hohe Schwerpunkt mir rein, besonders bei vollem Spritfass. Wenn man sich dran gewöhnt hat, ist aber alles ganz easy zu handhaben. Absolut faszinierend, wie spielerisch so ein dicker Brummer in die Kurven fallen kann, wenn man den Bogen raus hat. Alles muss zusammenpassen, Geschwindigkeit, Linie, Gangwahl, dann wird's echt spaßig. Als Erstbereifung fahre ich die Dunlop Roadsmart 3, die hatte ich mal auf der VFR, und da haben sie optimal funktioniert. Bei der RS bin ich mir da nicht ganz so sicher. Vielleicht eine Umgewöhnungssache, denn für mehr Schräglage braucht's wegen dem 180er hinten eine doch höhere Kurvengeschwindigkeit, das rollt schon anders ab. Mal schauen.
Sonstige Auffälligkeiten: keine. Auf den Verbrauch habe ich noch nicht geachtet, das macht in der Einfahrphase noch keinen Sinn. Aber ich achte sowieso nur marginal auf solche Dinge wie Tankerei und Verschleiss. Ich tanke, wenn ich muss. Reifenwechsel wenn nötig. Alles andere passiert bei den Inspektionen. Wenn sich der Verbrauch bei etwa 5 Liter einpendelt, soll's mir recht sein.
Kleines Fazit: Es besteht schon ein recht deutlicher Unterschied zu meiner 16er EX. Die RS kommt mir um einiges fahraktiver vor, Fahrwerk und Bremsen kommen mir mehr entgegen. Auch verlangt die RS mehr Aufmerksamkeit, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Sie ist sportlicher ausgelegt und zeigt das in bestimmten Situationen auch sehr deutlich. Dabei ist sie nicht unberechenbar und immer gut beherrschbar. Sie ist aber kein sportliches Naked Bike nach heute gültigen Standards, und das sollte man stets im Hinterkopf behalten. Sie kann viel, aber sie hat auch eindeutige Grenzen, die man tunlichst nicht überschreiten sollte. Bisher bin ich jedenfalls mehr als zufrieden mit meinem Neuerwerb - ich bin begeistert!
Gruß
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